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Der Staat muss der nächsten Wall-Street-Bank helfen: Finanzministerium und Notenbank suchen einen Käufer für Lehman Bros.

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Die viertgrößte US-Investmentbank Lehman Brothers wird jetzt in einem Eilverfahren verkauft. Der Staat sucht nach einem Käufer, um selbst nicht noch mehr Geld in marode Finanzhäuser stecken zu müssen.

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New York - Lehman Brothers wird vollständig verkauft. Die angeschlagene Investmentbank soll - ähnlich wie Bear Stearns Ende März - von einem anderen Bankhaus geschluckt werden. Die Notenbank Federal Reserve (Fed) sowie das US-Finanzministerium sollen einen Käufer für die Investmentbank finden. Die Bank of America plant laut Financial Times mit dem Finanzinvestor JCFlowers sowie dem chinesischen Staatsfonds CIC Lehman Brothers zu übernehmen. Auch die britische Barclays Bank könnte zum Zug kommen.

Fraglich ist hingegen noch die Rolle der Regierung bei der Übernahme. Als mögliches Szenario wird der Bear-Stearns-Deal von Analysten erwartet. Der Staat hatte beim Verkauf des Instituts an die Investmentbank JP Morgan Chase dem neuen Eigentümer garantiert, 29 Milliarden Dollar für zukünftige Verluste bereitzustellen.

Diese könnte es auch bei Lehman geben. So hat die Bank in ihrem aktuellen Quartalsausblick problematische Hypothekarverbriefungen mit rund 35 Prozent ihres Nominalwertes in den Büchern. Merrill Lynch hat bei einem Verkauf ähnlicher Papiere Ende August nur einen Preis von 22 Cent je Dollar Nominale erzielt. Damit stünden Lehman nach Verlusten von 6,7 Milliarden Dollar im letzten Halbjahr noch weitere Abschreibungen ins Haus. Die Lehman-Aktie stürzte am Freitag um 19 Prozent ab.

Analysten gehen daher davon aus, dass ein Käufer von Lehman Brothers ähnliche Bedingungen stellen werde wie beim Verkauf von Bear Stearns. Doch die Fed und das Ministerium wollen nur bei der Suche nach einem potenziellen Käufer helfen. Nach der Quasiübernahme der Hypothekenverleiher Freddie Mac und Fannie Mae Anfang der Woche, die die Staatskasse mit bis zu 200 Mrd. Dollar belasten könnten, komme eine weitere Verwendung von Steuergeld nicht infrage, gerade im Wahlkampf, so die Einschätzung des Wall Street Journal.

Lehman Brothers musste seit Juni 2007 bereits 5400 Stellen abbauen. Dazu sind die rund 24.000 Mitarbeiter mit 25 Prozent am Institut beteiligt. Allein ihr Aktienpaket hat in den vergangenen zwölf Monaten insgesamt zehn Milliarden Dollar an Wert verloren. Auch bei einem Verkauf ist nicht sicher, welche Sparten der Bank überleben werden, besonders die Immobiliensparte belastet die Bilanz.

Während sich die Politik auf die Situation bei Lehman konzentriert, befürchten die Märkte schon beim nächsten Finanzunternehmen Schlimmes: Die größte US-Sparkasse, Washington Mutual, kündigte am Freitag weitere Abschreibungen in Höhe von 2,7 Mrd. Dollar an. Seit Jahresbeginn fiel die Aktie um 79 Prozent. (Lukas Sustala, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13./14.9.2008)