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Linz - Man stelle sich vor: Die ÖVP führte einen aggressiven Wahlkampf mit Josef Pröll an der Spitze und mit dem Hauptthema Pensionssicherung. Das ist gar kein so unrealistisches Szenario: Die Pensionsautomatik war eines der großen Streitthemen der Koalition vor ihrem Auseinanderbrechen, Josef Pröll gilt vielen - nicht nur Journalisten - als der zukunftsorientiertere Kandidat, und ein aggressiver Wahlkampfstil stünde jener Partei, die die Neuwahlen ausgerufen hat, nicht schlecht an.

Aber die Österreicher würden es nicht goutieren. Das hat der Linzer Marktforscher David Pfarrhofer vom market-Institut in einer aufwändigen statistischen Analyse herausgefunden. Die oben skizzierte Wahlkampfstrategie gilt demnach als die schlechteste Art, wie sich die ÖVP präsentieren könnte.

Herausgefunden hat Pfarrhofer das aufgrund einer sogenannten Conjoint-Analyse: Dabei werden den Befragten verschiedene Kombinationen von Merkmalen eines Angebots vorgelegt, um herauszufinden, welche Produkteigenschaft am besten verkaufen hilft und welche eher unnützes Beiwerk ist. Auf die Politik übertragen: Man kann verschiedene Kombinationen von Merkmalen einer Partei abfragen und daraus eine optimale Präsentation errechnen - Abweichungen von diesem Optimum lassen sich dann sehr genau berechnen.

Die Fragestellung, mit welchem Spitzenkandidaten die jeweilige Partei attraktiver wäre, stand am Beginn der Umfrage. Sie wurde mit einem aktiv rekrutierten, repräsentativen Panel durchgeführt - das heißt: Jeder einzelne Befragte wurde telefonisch aufgefordert, einen entsprechenden Fragebogen im Internet zu beantworten.

Dabei ergab sich das Bild optimaler Präsentationen, das auch in der Grafik auf dieser Seite verdeutlicht wird: Die SPÖ wirkt mit einem aggressiven Spitzenkandidaten Werner Faymann und einer Betonung des Gesundheitsthemas am attraktivsten. Die ÖVP fährt am besten mit einen staatstragenden Wilhelm Molterer - und auch er sollte am liebsten das Thema Gesundheit aufgreifen.

Was beide Parteien nicht tun, obwohl die Gesundheitsreform eines der wesentlichen Streitthemen der letzten zwei Jahre war.

"Ob man den Wahlkampf aggressiv anlegt, ist nicht so wichtig" , liest Pfarrhofer aus den Daten ab: Ein jeweils anderer Wahlkampf-stil würde die Parteien nur ein bis acht Prozentpunkte an Attraktivität kosten.

Andere Spitzenkandidaten würden dagegen die Attraktivität der jeweiligen Partei um rund ein Viertel senken. Als auffallend bezeichnet Pfarrhofer, dass der SPÖ ein (tatsächlich durchgeführter) Themenwechsel zur Teuerung kaum schadet, die ÖVP aber keine Themenreserve hat. (Conrad Seidl, DER STANDARD, Printausgabe, 13.9.2008)