Washington - Im dramatischen Ringen um die Zukunft der schwer angeschlagenen US-Investmentbank Lehman Brothers haben die britische Barclays Bank und etwas später auch die Bank of America ihre Übernahmeangebote zurückgezogen. Barclays habe sich mit der US-Seite nicht über eine Begrenzung der bei Lehman Brothers noch drohenden Risiken einigen können, sagte ein Sprecher der Bank am Sonntag in London der Finanznachrichtenagentur Bloomberg. Auch der britische Sender BBC berichtete, Barclays habe sich zurückgezogen. Barclays galt zuvor mehreren Medien zufolge neben der Bank of America als einer der potenziellen Käufer für die komplette Investmentbank oder Teile davon.

Staatliche Garantien nicht gewährt

Alle möglichen Interessenten verlangten den Berichten zufolge bis zuletzt in gewisser Form staatliche Garantien. Washington lehnt dies jedoch anders als bei früheren Rettungsaktionen im Zuge der Kreditkrise bisher ab. Bei einem Krisengipfel in New York berieten US-Regierungsvertreter, Bankchefs und Notenbankvertreter das ganze Wochenende lang über das Schicksal von Lehman Brothers.

Die praktisch rund um die Uhr laufenden Krisengespräche von Top-Managern der Bankenbranche wurden immer mehr zum Wettlauf gegen die Zeit. Aus Angst, ein Kurssturz am Montag könnte der 158 Jahre alten Traditionsbank mit deutschen Wurzeln das Genick brechen, wurde alles darangesetzt, noch am Sonntag eine Einigung zu erzielen.

Zweiter Riese vor dem Fall

Mit Lehman Brothers steht binnen sechs Monaten bereits die zweite der einst fünf unabhängigen US-Investmentbanken vor dem Scheitern. Im März war der kleinere Konkurrent Bear Stearns in einem Notverkauf an J.P. Morgan gegangen.

Lehman Brothers hatte am Mittwoch im Zuge der Immobilienkrise einen Verlust von 3,9 Milliarden Dollar (2,8 Milliarden Euro) im dritten Quartal bekanntgegeben. Die Aktie der Investmentbank verlor seit Wochenbeginn mehr als drei Viertel ihres Werts. (APA/AP/red)