Ein Körperbau wie von einem fremden Planeten: "Martialis heureka" ist die primitivste Ameisenart auf Erden.

Foto: Christian Rabeling, the University of Texas at Austin

Washington - Die Entdeckung gelang bei Kilometer 28 neben dem Highway AM010 im Bundesstaat Amazonas. In der Abenddämmerung erschien das fahle Insekt mit langen Greifzangen vom Laubboden des brasilianischen Regenwaldes den beiden deutschen Forschern so fremd, als stamme es von einem anderen Planeten: das bisher einzige, nur drei Millimeter lange Exemplar einer neuen, räuberischen Ameisenart - die primitivste lebende Ameise auf Erden.

Christian Rabeling und Manfred Verhaagh, beide Insektenkundler in Karlsruhe gaben dem Tier den Namen Martialis heureka und beschreiben es in der aktuellen Ausgabe des US-Fachblatts PNAS. Der aus dem griechischen entlehnte Artname illustriert die Fremdartigkeit des Tiers: martialis heißt in dem Fall "marsianisch" oder "vom Mars kommend". Heureka steht für "Ich hab's gefunden!"

Dieses Heureka gilt übrigens im doppelten Wortsinn: Verhaagh hatte vor seinem Kollegen zwei Exemplare der Tiere im Amazonas-Tiefland entdeckt. Sie trockneten allerdings aus und klebten in ihrem Glasröhrchen fest.

Beim Rettungsversuch im Labor eines Kollegen sollten die Tiere durch ein Ultraschallbad wieder freikommen. Leider zerlegten sie sich dabei in feine Ameisenbrösel. "Dass überhaupt ein weiteres Exemplar gefunden wurde, war wie ein Lotto-Treffer", sagt Verhaagh. Die drei Millimeter kleinen Insekten sind im Erdboden kaum zu finden.

Aus der DNA, die aus den Muskeln eines Beinchens der "neuen" Ameise gezogen wurde, ließ sich die Abfolge von drei Genabschnitten lesen. Dabei zeigten sich so viele Unterschiede, dass das Insekt nun - alleine - in die neue, 21. Unterfamilie der Ameisen einsortiert wurde. Ihr Name: Martialinae, "die vom Mars kommen".

Es ist im Übrigen seit 85 Jahren die erste neue Unterfamilie, die für lebende Ameisen geschaffen werden musste. Diese Gruppe gibt es vermutlich bereits seit mehr als 120 Millionen Jahren, entwickelt haben sie sich aus wespenartigen Vorfahren. (dpa, tasch/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16. 9. 2008)