Andreas Gobiet (li.) und Georg Pendl: "Hohes Ausbildungsniveau in Österreich halten".

Wien - Ein Bekenntnis zur Baukultur, eine Verbesserung der Vergabekriterien für Planer- und Konsulentenleistungen sowie eine Stärkung der Rahmenbedingungen der Planer im gesamten Bauprozess fordern die Kammern der Architekten und Ingenieurkonsulenten von der Politik. Die bevorstehende Nationalratswahl nahmen der Präsident der Bundeskammer, Georg Pendl, und der Präsident der Länderkammer für Wien, Niederösterreich und Burgenland, Andreas Gobiet, am Dienstag zum Anlass einer gemeinsamen Pressekonferenz, um einen Überblick über aktuelle Anliegen und Probleme zu geben.

Stärkung der Rahmenbedingungen

Die Kammern fordern u.a. die gesetzliche Festschreibung der Qualität als wesentliches Vergabekriterium für Architektur- und Konsulentenleistungen. "Die Stärkung der Rahmenbedingungen ist für unseren Berufsstand wesentlich", sagte Gobiet, "Die beste Lösung geht nur über einen qualitätsvollen Wettbewerb." Die seitens der Stadt Wien erfolgte Direktvergabe einer Fußgängerbrücke an den spanischen Architekten Santiago Calatrava nannte Pendl am Dienstag wörtlich eine "Rechtsbeugung". Gobiet pflichtete ihm bei: "Der Stadtrat hat die Aufgabe, die beste Lösung für die Bürger zu finden. Und das kann er nur, wenn er mehrere Angebote zur Auswahl hat."

Von der nächsten Regierung wünschen sich Pendl und Gobiet konkret etwa eine Steuerfreiheit für Aufwandsentschädigungen und Preisgeldern bei öffentlichen Wettbewerben. "Was uns massiv stört, ist die eingeführte Möglichkeit der Aufhebung der Anonymität in der zweiten Phase eines Wettbewerbs", so Pendl. "Diesen Passus des Vergabegesetzes wollen wir weghaben." Einführen möchte man dagegen für Architekten die Ausdehnung des Durchrechnungszeitraumes für die Berechnung der Einkommenssteuer auf drei Jahre.

"Baukulturreport in die Länder tragen"

Der im Vorjahr erstmals vorgelegte, aber nicht gedruckt veröffentlichte Baukulturreport solle "zumindest in einer kurzen Zusammenfassung" gedruckt und die Diskussion in die Länder und Gemeinden getragen werden. Die bevorstehende Einrichtung des im Baukulturreport geforderten Beirats für Baukultur beim Bundeskanzleramt sieht man sehr positiv, wenngleich seine Größe "ihn wahrscheinlich auch behäbig macht", so Pendl: "Wesentlich wäre, dass er nicht nur Alibifunktion hat, sondern er auch wirklich lebt. Unsere Forderung an die nächste Regierung ist, dass das weitergeführt wird."

Das hohe Ausbildungsniveau in Österreich müsse gehalten werden, spezielle Fachhochschulen brauche man jedoch nicht, hieß es seitens der beiden Kammerpräsidenten. (APA/red)