Mithilfe eines elektronischen "Anti-Schummelprogramms" werden an der Universität Graz ab dem Wintersemester die Abschlussarbeiten der Studierenden auf nicht deklarierte Textübernahmen untersucht. Nach einer Pilotphase werde die Computersoftware "Docoloc" nun auf alle Fakultäten ausgeweitet. Abschlussarbeiten müssen daher nun auch in elektronischer Form eingereicht werden, so Studien-Vizerektor Martin Polaschek auf Anfrage der APA.

"Seit längerer Zeit im Laufen"

"Es gibt keinen aktuellen Anlassfall an der Universität, das Projekt ist seit längerer Zeit im Laufen", versicherte Polaschek. Auch in der zweijährigen Pilotphase, während der an der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät bereits alle neu eingereichten Diplomarbeiten und Dissertationen nach aus dem Internet kopierten Stellen durchsucht wurden, sei kein einziger Plagiatfall aufgetaucht.

Rund 2.400 Abschlussarbeiten werden an der Universität Graz jährlich verfasst - und in Zukunft auch elektronisch überprüft. "Alle Abschlussarbeiten müssen ab Herbst auch in elektronischer Form eingereicht werden", so Polaschek.

"Sie und nicht das System entscheiden, ob es sich tatsächlich um ein Plagiat oder um schlampige Arbeitsweise handelt"

Konkret müssen Studierende im Rahmen der Einreichung der Abschlussarbeit ihre Master- bzw. Diplomarbeit oder Dissertation als PDF-Dokument auf einen zentralen Server der Universität laden. Die Publikation wird anschließend elektronisch mit Internet-Dokumenten verglichen und nach Übernahmen untersucht. Ein Protokoll, das die Ergebnisse auflistet, wird anschließend den Betreuern der Arbeit zur Verfügung gestellt. "Sie und nicht das System entscheiden, ob es sich tatsächlich um ein Plagiat oder um schlampige Arbeitsweise handelt", erklärte der Vizerektor.

Grundsätzlich will man nur die neu eingereichten Abschlussarbeiten nach Urheberrechtsverletzungen kontrollieren. "Sollten konkrete Verdachtsmomente vorliegen, können wir theoretisch auch weiter zurückliegende Arbeiten überprüfen" so Polaschek.

Die Konsequenzen für überführte Diebe von "geistigem Eigentum": "Sollte es sich wirklich um ein Plagiat handeln, wird die Arbeit für nichtig erklärt, handelt es sich um größere Übernahmen anderer Autoren ohne Zitierung, wird sich das natürlich auf die Gesamtbeurteilung der Arbeit auswirken", stellte Polaschek klar. Die Universität lässt sich die elektronische Überprüfung der Glaubwürdigkeit ihrer Studenten einiges kosten: Die Lizenzgebühr schlägt sich mit rund 10.000 Euro jährlich zu Buche. (APA)