Viele wollen einfach keine Chemie mehr auf der Haut.

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Naturkosmetik war in den letzten Jahrzehnten ein Minderheitenprogramm und "bio" keine Kategorie in der Parfümerie. Doch das Blatt hat sich gewendet. L'Oréal etwa kaufte vor zwei Jahren die kleine französische Naturkosmetikmarke Sanoflore mitten im südfranzösischen Naturpark Vercors. Hier werden aus ökologisch angebauten Naturpflanzen - allen voran Lavendel, Melisse oder Salbei - ätherische Öle gewonnen und zu Kosmetikprodukten weiterverarbeitet.

"Viele wollen einfach keine Chemie mehr auf der Haut", sagt Stéphane Richard, der Gründer von Sanoflore, der bereits vor 20 Jahren glaubte, dass mit Naturkosmetik Geld zu machen ist. Der Sohn des damaligen Besitzers der französischen Drogeriemarktkette Séphora, kaufte die Destillieranlage 1986 von Schweizer Hippies, die sich in dieser Region angesiedelt hatten, allerdings mit der von ihnen entwickelten Aromatherapie nicht weitermachen wollten. Richard baute über die Jahre ein Netzwerk von Bauern in der Umgebung auf, die sich verpflichteten, ohne künstlichen Dünger, Pestizide oder Unkrautvernichtungsmittel Pflanzen anzubauen, und er arbeitete am Herzstück des Unternehmens, dem Destillationsverfahren.

Es ist vor allem das Wissen darum, wie lange und mit welchen Temperaturen man den Pflanzen ihr Innerstes, also ihre Essenz, entlocken kann. Die Destillieranlage - ein einziges Dach mit zwei großen Kesseln - liegt malerisch in einem Gebirgstal weitab von jeglicher Zivilisation, zur Lavendelernte riecht es hier atemberaubend. Richard steht mittlerweile L'Oréal als Berater zur Verfügung und ist überzeugt, dass Rohstoffe aus biologisch-organischem Anbau eine große Zukunft haben - zum Beispiel in der Parfumindustrie. L'Oréal wird die Ressourcen zu nutzen wissen. (Der Standard/rondo/01/08/2008)