Zum Beispiel für eine Wanderung zur Notgasse. Hier finden sich zahlreiche Ritzzeichnungen.
Foto: Tourismusverband Gröbmingerland

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Die ältesten sollen aus dem ersten vorchristlichen Jahrtausend stammen. Und auch an dieser Stelle noch einmal der Hinweis: Zerstören Sie nichts, denn es handelt sich um historisch wertvolle Symbole, um "Dokumente in Stein"!
Foto: Karina Schwarzinger

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Grafik: DER STANDARD

Die Notgasse zwischen Kemet- und Dachsteingebirge gehört zu den seltsamsten und auch interessantesten Wanderzielen Österreichs. Die Schlucht entstand als Abfluss des einstigen Gletschers, der die Hochfläche Am Stein bedeckte; sie ist manchmal so schmal, dass man mit ausgestreckten Armen beide Seitenwände berühren kann.

In diesem romantischen, archaisch wirkenden Tobel finden sich eigenartige Felsritzungen, um deren Bedeutung noch immer gerätselt wird. Die ältesten der rund 500 "Zeichnungen" - in 21 Gruppen angeordnet - sollen aus dem ersten vorchristlichen Jahrtausend stammen. Der Name der Schlucht leitet sich aus dem keltischen hnoud her, das heiliges Feuer bedeutet und auf eine Kultstätte hinweist, die sicher zeitweise als Versteck gedient hat. Auch verfolgte Protestanten aus der Ramsau fanden wohl dort Zuflucht.

Die Tour durch die Notgasse ist ein besonderes Erlebnis, nicht nur wegen der Felsritzungen. Bis in den Hochsommer hinein hält sich zwischen den Felsen Schnee, mitunter versperren abgestürzte Bäume den steinigen, rutschigen Weg, dessen Begehung unbedingt gute Bergschuhe verlangt.

Leider haben Dummköpfe etliche der Zeichnungen überkritzelt oder zerkratzt, weshalb hier die am Schluchteingang angebrachte Bitte eindringlich wiederholt sei: Zerstören Sie nichts, denn es handelt sich um historisch wertvolle Symbole, um "Dokumente in Stein".

Früher war die Notgasse in dem unübersichtlichen, von Dolinen durchsetzten Gelände nur schwer zu finden, seit einiger Zeit aber ist der Weg beschildert und markiert, was alle Orientierungsprobleme löst. Allerdings ist die Tour anstrengend, auch wenn es fast immer bergab geht. Da zwischen Ausgangs- und Endpunkt keine Verbindung mit Öffis besteht, ist man auf zwei Autos oder den Taxibus angewiesen.

Die Route: Vom Parkplatz auf dem Stoderzinken - von Gröbming auf einer Bergstraße erreichbar - steigt man kurz zur Steinerhütte auf und folgt dann der roten Markierung über die Brünnerhütte in Richtung Guttenberghaus. Nach etwa einer Stunde gelangt man zur Abzweigung (Wegweiser), hält sich rechts, durchquert die Dolinen der Hochwiesmahd und der Großen Wiesmahd und kommt zum Eingang der Schlucht. Gehzeit ab Parkplatz: 1½ Stunden. Etwa 1½ Stunden braucht man für die Passage durch die Schlucht.

Bei Erreichen der ersten Forststraße hält man sich links und wandert auf dieser über die Brandalm zur Rahnstube und weiter über den Seeboden und durch die romantische Felsenge der Öfen zum Parkplatz bei der Kneippanlage Lend. Gehzeit ab Schluchtende: 2 Stunden. (Bernd Orfer/DER STANDARD/Printausgabe/20./21.9.2008)