Flyer des Symposiums Arbeit - Migration - Rechte.

Foto: Lefoe

Wien - Frauenhandel ist ein höchst brisantes Thema und beschäftigt seit Jahren nationale wie internationale
Politik, Polizei, Öffentlichkeit - und ganz besonders NGOS. In den letzten 10 Jahren wurde international viel erreicht: Zunehmend mehr NGOs und
Institutionen haben sich des Themas angenommen, sowohl was konkrete Unterstützungsarbeit für Betroffene als auch politische Strategien und rechtliche Regelungen betrifft. Trotzdem ging die Zahl der Betroffenen nicht zurück. Die Wiener NGO für Betroffene von Frauenhandel, Lefö, lädt ExpertInnen zu einer Bestandsaufnahme und Weiterentwicklung von Handlungsmodellen gegen Frauenhandel am 22. und 23. Oktober nach Wien.

Palermo-Protokoll

Frauenhandel wird im Kontext der Verletzung von Frauen- und Menschenrechten angesiedelt. Verschiedene NGOs setzten sich für eine Definition von Frauenhandel ein, die die Frauen ins Zentrum stellt und den Fokus auf die Verletzung ihrer fundamentalen Rechte
legt. Seit 2000 ist die im Palermo Protokoll formulierte Definition von Frauenhandel international anerkannt: "Menschenhandel meint die Anwerbung, Beförderung, Verbringung, Beherbergung oder den Empfang von Personen durch die Androhung oder Anwendung von
Gewalt oder anderer Formen der Nötigung, durch Entführung, Betrug, Täuschung, Missbrauch von Macht oder Ausnutzung besonderer Hilflosigkeit (...) zum Zweck der Ausbeutung. Ausbeutung umfasst mindestens die Ausnutzung der Prostitution anderer oder andere Formen sexueller Ausbeutung, Zwangsarbeit oder Zwangsdienstbarkeit, Sklaverei oder sklavenähnliche Praktiken, Leibeigenschaft". 2004 wurde in Österreich die
strafrechtliche Definition von Menschenhandel, analog der Definition des Palermo Protokolls, eingeführt.

Trennung von Menschenhandel und illegaler Migration

Viele Fragen sind bereits gestellt und diskutiert, doch praktische Anwendungen fehlen weiterhin, da noch immer keine Trennung zwischen der Bekämpfung von Frauenhandel und der Bekämpfung von so genannter illegaler Migration, irregulärer Arbeitsverhältnisse oder Prostitution besteht. In diesem Sinne stellt sich die Frage, welche Maßnahmen in Europa verfolgt werden sollen, um eine nachhaltige und glaubwürdige Politik gegen Frauenhandel zu führen. Mit Hilfe von internationalen Vergleichen wird beim Symposium diesen Fragen nachgegangen.

Zur Konferenz am 22. und 23. Oktober kommen zahlreiche nationale und internationale Expertinnen auf dem Gebiet des Frauenhandels in Wien zusammen. Die Vorträge werden dabei simultan von deutsch auf englisch und vice versa übersetzt. 

Programm


Moderation: Sabine Steinbacher und Gabriele Bargehr MSc, Im Kontext, Institut für Organisationsberatung, Gesellschaftsforschung, Supervision und
Coaching (Österreich)

  • 22. Oktober 2008

Registrierung 9:00-10:00 Uhr

Eröffnung:
Heidrun Silhavy, Bundesministerin für Frauen, Medien und Regionalpolitik
Maria Fekter, Bundesministerin für Inneres
Cristina Boidi, Gesamtkoordinatorin LEFÖ
Evelyn Probst, Koordinatorin LEFÖ | IBF


10:00-11:15 Uhr
"Frauenhandel; eine Brasilianische Perspektive"
Luciana Campello R. Almeida, Projeto Trama (Brasilien)
"Ein Fallbeispiel einer Strafverfolgung von Menschenhandel: Kooperationen,
Anklageerhebung, Opfer, Beweise und Abschluss des Falles"
Cristina Bianconi, Staatsanwältin (Italien)


11:45-13:00 Uhr
"Informationsaustausch im Menschenhandelsbereich - Entlastung von Betroffenen im Strafverfahren"
Henk Werson, Expertisecenter Menschenhandel und Schlepperei der
nationalen niederländischen Polizei
"Die menschenrechtlichen Auswirkungen von Maßnahmen gegen Frauenhandel: Eine Perspektive aus einigen asiatischen Ländern"
Bandana Pattanaik, GAATW (Thailand)


14:30-16:00 Uhr
"Eine Hotline im Herkunftsland. Eine Arbeitsanalyse. Prävention von Frauenhandel oder von Migration?"
Halina Tsiuryna, LaStrada Belarus
"Handel von ArbeitsmigrantInnen: Die Rolle der Gewerkschaften"
Binda Pandey, Allgemeine Föderation der nepalesischen Gewerkschaften
"Handel von Frauen und Mädchen: Erfahrungen einer NGO aus
Nigeria" Maria Obazuwa, Girls Power (Nigeria)


16:30-17.00 Uhr
Auditorium
Respondent Methode: Die ReferentInnen werden kurz auf die Vorträge antworten.

 

  • 23. Oktober 2008

9:00-10:30 Uhr
Begrüßung
Barbara Prammer, Nationalratspräsidentin (angefragt)
"Den Kreis durchbrechen"
Helga Konrad, internationale Konsulentin für den Kampf gegen Menschenhandel (Österreich)
"Strategien der EU gegen Menschenhandel"
Maria Grazia Giammarinaro, Europäische Kommission, DG Justiz, Freiheit und Sicherheit, Bekämpfung von ökonomischer, finanzieller und
Internetkriminalität (Belgien)


11:00-11:30 Uhr
"Bekämpfung von Handel zur Arbeitsausbeutung: Erfahrungen, Erkenntnisse, Herausforderungen"
Roger Plant, Leiter des Sonderprogramms zur Bekämpfung von Menschenhandel, International Labour Organisation (Schweiz)


11:30-13:00 Uhr
Strategieforen
Die ReferentInnen der beiden Tage moderieren die unterschiedlichen Foren. Thesen werden diskutiert, mit dem Ziel Handlungsmöglichkeiten
für die eigene berufliche Praxis weiter zu entwickeln.


14:30-17:00 Uhr
Fortsetzung der Strategieforen

(red)