"Wir sind im Wilden Westen angekommen, wo das Faustrecht herrscht." Zu dieser Diagnose über den aktuellen Nationalratswahlkampf kam kürzlich ÖVP-Kampagnenleiter Markus Gull. Zwar wirkt der aktuelle politische Schlagabtausch im Vergleich zu jenem vor zwei Jahren relativ harmlos. Dennoch wurde die Rhetorik der Politiker auch vor diesem Urnengang wieder deutlich plakativer, zugespitzter - und oftmals auch härter.

So kündigte etwa der Tierschützer und Grünen-Kandidat Martin Balluch nach dem Ende seiner Untersuchungshaft an: "Jetzt beginnt dieser Krieg erst, diese Schlacht, dieser Kampf."

Der Landesparteisekretär der Wiener SPÖ, Harry Kopietz, bezeichnete FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache als "Wolf im Schafspelz" und meinte in Anspielung auf die aufgetauchten "Waldsportfotos" des blauen Spitzenkandidaten: "Dieser Mann muss zurückzutreten, von mir aus auch im Stechschritt."

Auch BZÖ-Chef Jörg Haider ließ sich Spitzen gegen seinen ehemaligen Parteikollegen nicht nehmen und nützte die Kritik gleich für Eigenlob: "Das Problem von Strache ist, dass ihm die intellektuelle Tiefe eines Haider fehlt."

Strache selbst unterstellte hingegen ÖVP-Vizekanzler Wilhelm Molterer: "Sie haben kein Gewissen. Sie sitzen wie Dagobert Duck auf dem Geld."

Auch die Noch-Koalitionspartner hatten sich im aktuellen Wahlkampf einiges zu sagen. ÖVP-Generalsekretär Hannes Missethon bezeichnete das Fünf-Punkte-Programm der SPÖ als "Faymanns Entlastungslüge" und ortete "sündteure SPÖ-Wahlkampftaktik".

SP-Bundesgeschäftsführerin Doris Bures wiederum richtete der ÖVP aus: "Durch persönliche Untergriffe und schlechten Stil kann der Mangel an politischen Ideen nicht wettgemacht werden." (Martin Tschiderer/DER STANDARD-Printausgabe, 24. September 2008)