Wien - Die Banken in den USAund Europa brauchen es, die Staatsfonds haben es: jede Menge Geld. Die Staatsfonds verwalten mittlerweile nach Schätzungen mehr als 2.900.000.000 Dollar (in Worten: zwei Billionen 900 Milliarden). Damit bereiten die Fonds jene Liquidität, die insbesondere Banken in den Industrienationen nach den Fehlspekulationen am US-Immobilienmarkt fehlt.

Staatsfonds haben daher bereits für viele Geldinstitute Kapital zur Verfügung gestellt. Die Government of Singapur Investment Corp. (GIC) hat der Schweizer Großbank UBS mit 6,6 Milliarden Euro unter die Arme gegriffen. Die beiden Staatsfonds Korea Investment Corp. und Kuwait Investment Authority haben sich an einem 4,5 Milliarden Euro schweren Paket für die US-Investmentbank Merrill Lynch beteiligt. Der größte Staatsfonds weltweit, die Abu Dhabi Investment Authority, mit einem geschätzten Vermögen von 875 Milliarden Dollar, hat der US-Bank Citigroup eine Kapitalspritze in Höhe von 5,1 Milliarden Dollar verpasst.

Auch abseits der Bankenlandschaft suchen Unternehmen bei den staatsnahen Investmentgesellschaften nach frischem Kapital. So hat der libysche Staatsfonds, unter Kontrolle der Regierung von Muammar Gaddafi, am Mittwoch angekündigt, einen Anteil von zehn Prozent an der Telecom Italia zu erwerben. Das Aktienpaket kostet die Libyer 2,7 Milliarden Euro.
Dabei können die Staatsfonds, wie im Falle der singapurischen oder koreanischen Fonds, auf Währungsreserven zurückgreifen, die dank hoher Exporterträge anwachsen. Die arabischen Fonds profitieren hingegen von den steigenden Öleinnahmen.

Die UNCTAD erwartet laut ihrem am Mittwoch vorgelegten World Investment Report, dass die Staatsfonds auch bei den transnationalen Direktinvestitionen künftig eine wichtigere Rolle spielen werden. Früher legten die geschätzt rund 70 Staatsfonds weltweit vor allem in Anleihen an.
Investitionen in Unternehmensaktien spielen erst seit 2005 eine Rolle. Von den 2900 Milliarden Dollar, über die von den "Sovereign Wealth Funds" verfügt wird, wurden im Vorjahr gerade zehn Milliarden Dollar für Direktinvestitionen verwendet. UNCTAD-Experte Thomas Pollan dazu: "Das kann bedeuten, dass da noch einiges kommt." Seine Behörde hat durchaus Bedenken wegen der mangelnden Transparenz der Entscheidungen sowie wegen des politischen Einflusses auf die Staatsfonds.

"Ausnahme ist dabei Norwegen" , so Pollan, wo im Unterschied zu Fonds aus arabischen Ländern auf Transparenz geachtet werde. Der Internationale Währungsfonds stellte vor kurzem einen Kodex für Staatsfonds vor. Doch bisher basieren die Regeln auf Freiwilligkeit. (Lukas Sustala, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.9.2008)