Berlin/Wien - Bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BV) stellt sich die Frage "Kopftuch - ja oder nein" nicht. "Das ist in der Dienstkleidungsverordnung eindeutig geregelt", sagt BV-Sprecherin Petra Reetz auf Nachfrage des Standard.

Die Antwort also: Ein klares Nein. Dies gelte auch für die S-Bahn, die zur Deutschen Bahn gehört, betont Reetz. "Wir haben viele türkische Kolleginnen, aber es hat bisher noch keine darauf bestanden, zur Uniform ein Kopftuch zu tragen."

Dabei gibt es in Berlin wegen einer dünnen Info-Broschüre gerade ordentlich Zoff. Herausgegeben wurde das 18-Seiten-Heft "Mit dem Kopftuch außen vor?" von der Integrationssenatorin Heidi Knake-Werner (Die Linke) und der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales. Dreißig Muslimas schildern darin ihre negativen Erfahrungen als Kopftuchträgerinnen - am Arbeitsplatz oder bei der Wohnungssuche.

Eine Frau erzählt von einer Ärztin, die eine Frau mit Kopftuch zu einem anderen Arzt geschickt haben soll. Die Autoren stellten ein "hohes Maß an Diskriminierung muslimischer Frauen aufgrund ihres Kopftuches" fest. Es gehe nicht um eine neue Kopftuchdebatte, sondern darum, Vorurteile abzubauen und Diskriminierungen aufzuzeigen, betonte Knake-Werner stets.

Für die deutsch-türkische Frauenrechtlerin und Anwältin Seyran Ates ist die Broschüre ein "einseitiges Pamphlet für das Kopftuch". In Berlin gilt seit 2005 das sogenannte Neutralitätsgesetz, das öffentlich Bediensteten - also LehrerInnen, PolizistInnen oder BeamtInnen - das Tragen jeglicher religiöser Symbole bei der Arbeit verbietet.

"In den Rücken gefallen"

Der Senat falle säkularen Muslimen in den Rücken, sagte Ates in der FAZ: "Die kopftuchtragenden Frauen werden ausschließlich als Opfer dargestellt, dabei werden Musliminnen, die sich gegen ein Kopftuch entscheiden, oft gerade von den Kopftuchträgerinnen diskriminiert. Wenn man eine Broschüre macht, hätte man auch diesen Aspekt aufnehmen müssen." (Bettina Fernsebner-Kokert/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.8. 2008)