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Ganz schön knittrig: Goldkleid von Miuccia Prada.

Miuccia Prada gibt dem Ökologie-Begriff eine neue Bedeutung. In ihrer Modeschau für Frühjahr/Sommer 2009 orientiert sie sich an Kim Novaks kurvigem Dior-Kostüm aus dem Hitchcock-Klassiker "Vertigo". Aber aus papierähnlich geknitterten Stoffen und mit "heißer Nadel" zusammengenäht, sehen die schmalen Rockfutterale und knapp taillierten Schößchenjacken oder die goldenen Kleider plötzlich arg recycelt aus.

Das Thema Ökologie kommt in Mailand auch in anderen Defilees vor. Bei Giorgio Armani treten die Mädchen aus einer weißen Orchideenblüte heraus. Sie umfließen zarte Seidenkleidchen und Röcke in schimmernden Graunuancen.

Die größten Erwartungen galten diesmal aber nicht den Designveteranen, sondern dem Nachwuchs, vor allem dem Debüt von Roberto Rimondi und Tommaso Aquilano bei Gianfranco Ferré. Mit ihrer Kollektion "6267" hatten sie auf sich aufmerksam gemacht. Zum Erstaunen vieler schlugen sich die zwei Newcomer mit Bravour.

Statuarische Silhouetten zitierten Ferrés große Zeit. Das Duo zeigte knapp taillierte Jacken mit Power-Schultern und abstehende Schoßtaillen zum Tulpenrock. Afrika diente Raf Simons für Jil Sander als Inspiration. Das Ergebnis war beeindruckend. In erdigen Farben paradierten seine Mädchen in Bodysuits unter Überwürfen aus langen Seidenfransen. Mit ihren streng zurückgekämmten Pferdeschwanzfrisuren wirkten sie wie ein fremder Amazonenstamm.

Auch Tomas Maier wagte sich für Bottega Veneta an Kleiderskulpturen, die er mit Kuppelröcken oder in Kokonform aus handschuhweichem Leder oder crispen Baumwollstoffen modelliert. Gedeckt die Farben: Honig- und Karameltöne erinnern an verbrannte Erde. Offenbar ist den Designern herbstlich zumute. (Der Standard, Printausgabe 25.09.2008)