Dresden ist sonst ja eher die Domäne einer anderen Automarke: VW baut hier seit 1992 den Phaeton, erster direkter Gegner der Luxuswagen von Mercedes, BMW, Audi, also S-Klasse, 7er und A8. Auf Anhieb ein tolles, bis heute enorm unterschätztes Automobil.

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Vielleicht ging BMW mit der internationalen Fahrpräsentation der fünften 7er-Generation ja auch deshalb hierher, um allen - voran VW - zu zeigen, wo künftig der Hammer hängt in dieser Liga. Denn zum Weltkulturerbe ausrufen wollen die Bayern ihr Flaggschiff ja wohl kaum.

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Wobei, kultiviert: Ein ganz wichtiges Stichwort, das sich bei diesen ersten Kilometern auf öffentlichem Straßennetz mit Bedeutung füllte. Was derStandard bereits Ende Juli bei einem Technik-Workshop am BMW-Testgelände in Miramas erahnen konnte, bestätigte sich im Sachsenland:

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In dieser Klasse sind selbst für BMW die Akzente von Sportlichkeit beträchtlich in Richtung Komfort verschoben, trotz aller erstaunlichen Dynamik, deren dieses Dickschiff selbst in der Langversion (5,21 m!) fähig ist (speziell wenn der „Sport+“-Modus angewählt und die optionale Allradlenkung an Bord ist).

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Komfortable Sportlichkeit, die aber auch Resultat eines komplett neu entwickelten Fahrwerks ist – ein Kapitel, das BMW bekanntlich ähnlich gut beherrscht wie den Motorenbau. Wir notierten: Doppelquerlenker-Vorderachse, Integral-V-Hinterachse, beide weitgehend aus Alu. Hinterachs-Luftfederung – gibt’s allerdings nur serienmäßig im 740Li und 750Li.

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Dickschiff? Mit 1860 kg aufwärts ist auch der neue 7er kein Leichtgewicht. Trotzdem: 55 Kilo weniger als der Vorgänger bringt etwa der 730d auf die Waage, ein aufwendiger Leichtbauschritt in die richtige Richtung, auch wenn 1,8 Tonnen zunächst so gar nicht danach aussehen. Effekt: Er ist damit seines Zeichens die mit Abstand sparsamste Luxuslimo der Welt, Verbrauch: 7,2 Liter Diesel/100 km.

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Beim Schalten fällt die modifizierte Philosophie auf. Statt wie zuletzt rechts an der Lenksäule sitzt der Automatikwählhebel jetzt dort, wo der Fahrer die Hand fallen lässt – das besonders ergonomisch geformte Hebelchen kennt man ja aus anderen BMWs. Die 6-Gang-Automatik von ZF, an sich schon eines der besten Wandler-Getriebe der Welt, wurde weiter perfektioniert, glänzt durch besonders sanfte und flotte Gangwechsel sowie einen eigenen Beitrag zum verantwortungsvollen Spritverbrauch, was bei BMW effiziente Dynamik heißt.

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Die wohl 2009 erstmals zum Einsatz kommende 8-Gang-Automatik, die bereits kombinierbar mit diversen Hybrid-Konzepten sein wird, soll hier nochmal neue Maßstäbe setzen. Hybrid-7er? Kommt wohl 2010, etwa ein Jahr nach Mercedes’ Hybrid-S-Klasse. Aber dann ebenfalls mit modernster Lithium-Ionen-Batterie. Wir halten Sie auf dem Laufenden. Bleiben Sie dran.

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Die Frage, ob derart gewaltige Automobile noch in die Zeit passen, beantwortet BMW mit einem klaren „Ja“ – denn auch in dieser Klasse könne man Klimaschutz ernst nehmen. Und dann ist es immer noch so, dass sinnvolle Hochtechnologie in den Baureihen langsam von ganz oben nach ganz unten durchgereicht wird. Und überhaupt: In Nordamerika, Russland, Fern- und Mittelost reißt man sich um die ultimativen Prestigegeräte aus Bayernland und -hand.

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Fazit. Auch der neue 7er ist, was seine Vorgänger immer waren: Er vereint automobiltechnisch alles, was die blauweißen Bayern (zum jeweiligen Zeitpunkt) können. (Andreas Stockinger, AUTOMOBIL, 25.09.2008)

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