Die Landschaft des Mittelburgenlandes von einer Draisine aus betrachten ist zwar Anstrengend für die Wadeln aber erholsam für die Augen.

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Strampeln! Mit Eigenenergie kommt man ganz gut voran.

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Ausnahmen bestätigen die Regel! Bisher habe ich mich in dieser Rubrik ausschließlich auf Wanderungen und Radtouren beschränkt, deshalb sei mir heute ein kleiner Abstecher gestattet, indem ich eine Draisinentour von Horitschon nach Oberpullendorf vorschlage. Das ist sozusagen die Kombination einer Radwanderung mit einer Bahnfahrt, bei der man zwar strampeln muss, aufs Lenken aber vergessen kann und daher reichlich Muße findet, sein Augenmerk der Landschaft zuzuwenden.

Auf der rund 22 km langen Strecke, auf der der Personenverkehr schon lange eingestellt ist, stehen dem "Bahnradler" rund 50 Draisinen für vier bis zwölf Personen zur Verfügung, wobei jeweils zwei bis fünf in die Pedale treten müssen. An geraden Tagen wird von Horitschon nach Oberpullendorf gefahren, an ungeraden Tagen in die Gegenrichtung. Damit ist jeglicher Gegenverkehr ausgeschlossen.

Am Anfang geht's bergauf, denn es ist ein Höhenunterschied von etwa 80 Meter zu überwinden, im zweiten Abschnitt - wenn die Kräfte nachlassen - immer bergab. Man lasse sich durch die niedrige Übersetzung nicht täuschen: Bei den stärkeren Steigungen hat man sie durchaus nötig.

Die reine Fahrzeit beträgt etwa 2 bis 2½ Stunden, doch muss man mit einer längeren Verweildauer auf den Gleisen rechnen, denn in den Stationen locken Gastwirtschaften mit beachtlichem Angebot zu einer Rast. Dort hebt man die Draisine ohne besondere Kraftaufwendung auf einen Abstellplatz, um die Strecke für die Schnelleren und Ungeduldigen freizumachen. Ob allerdings die in den Raststätten offerierten Strudel, "Draisinenbrote" und Eisvariationen die Kondition erhöhen, bleibt fraglich, letzten Endes jedoch unerheblich. Auf jeden Fall ist's ein Erlebnis in einer Gegend, die bisher ein touristisches Aschenbrödeldasein gefristet hat.

Am Anfang der Schienenstrampeltour gibt es eine kurze Einschulung, damit beim Passieren der Straßen kein Malheur geschieht, denn sogar bei Kreuzungen mit Bundesstraßen haben die Draisinen Vorrang, rot blinkende Ampeln stoppen die Autos. Die Distanz zwischen Ausgangs- und Endpunkt der Rad-Schienen-Strampeltour lässt sich mühelos mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit einem Bus-Shuttle überbrücken. (Bernd Orfer/DER STANDARD/Printausgabe/27./28.9.2008)