Er war neben Hans Weigel der zweite große Förderer literarischer Talente im Wien der Nachkriegszeit: Wie jener ist Hermann Hakel (1911-1987) als erotischer Nutznießer seiner Schirmherrschaft über Autorinnen wie Ingeborg Bachmann, Marlen Haushofer und Hertha Kräftner ins Zwielicht geraten. Er wirkte auf seine Jünger(innen) zweifellos durch seinen scharfen Verstand, seine enorme Belesenheit und seine Neugier. Als Schriftsteller, so Hakel über Hakel, sei er "kein großes Talent, ja nicht einmal ein mittelmäßiges, aber ich bin ein besonderer Mensch".

nd so zog sich der formal konservative Lyriker, Übersetzer und Herausgeber von Judaica als Autor immer mehr zurück. In seinen letzten Lebensjahren schrieb der unorthodoxe Linke Kurzessays, die nun gesammelt vorliegen und beweisen, dass Hakel für diese Art von Prosa sehr wohl begabt, dass er ein genauer, oft ungerechter, immer origineller Beobachter und Kommentator war. Ob Hakel Kluges über Kafka und Maupassant äußert oder Unfreundliches über Doris Lessing und Bachmanns Malina, über "Berufsmoralisten" oder "die" Feministinnen, er trifft immer auch mindestens einen Nagel auf den Kopf. Hakel verachtete all jene Remigranten, die unter der Flagge der Versöhnung die gesellschaftliche Bewusstlosigkeit ansteuerten. Seine Verbitterung hatte wohl auch mit dem Desinteresse der Nachwuchsautoren an seinem Exilschicksal zu tun: "Wir (Überlebende) werden nachträglich durch Schweigen liquidiert." Daniela Strigl, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 27./28.09.2008)