Zur Person

Christian Ebner leitet die Strabag-Konzernkommunikation. Das Unternehmen beschäftigt 67.000 Mitarbeiter in über dreißig Ländern.

Foto: Helmreich Photographie

STANDARD:  Die Strabag-Website betont das lebenslange Lernen. Was steckt in der „Strabag-Akademie"?

Ebner: Sie begleitet die Mitarbeiter während ihres gesamten Karrierewegs. Im Einführungsseminar teilen wir mit: Was ist der Konzern, wie sind wir aufgestellt, was sind unsere Werte? Dann gibt es eine Menge Fachseminare: Wie erkenne ich das richtige Gestein? Wie fahre ich einen Bagger? Wie verwalte ich eine Baustelle kaufmännisch? Neben solchen Hard Facts bieten wir aber auch Schulungen zu Rhetorik und Gruppendynamik.

STANDARD: Wie hoch ist der Zuspruch zu diesen Angeboten?

Ebner: Wir hatten im vergangenen Jahr insgesamt 11.000 Teilnehmer. Das Programm steht komplett im Intranet. Wenn Fortbildungen gefragt sind, die wir noch nicht anbieten, gehen die Wünsche direkt an die Akademie, und das Programm wird sinnvoll ausgeweitet. Vor zwei Jahren waren Russischkurse z. B. überhaupt kein Thema, heute gibt es sie flächendeckend.

STANDARD: Kommen auch ältere Arbeitnehmer im Bereich des pensionsfähigen Alters noch zum Zug?

Ebner: Natürlich. Uns ist jeder Mitarbeiter gleich viel wert, ob er nun 20 oder 60 Jahre alt ist. Niemand kann sagen: Ich habe bereits alles gelernt. Die Dinge verändern sich, es gibt ständig neue Software und Geschäftsprozesse. Darauf muss man sich immer wieder einstellen.

STANDARD: Bringen sich die Mitarbeiter auch als Vortragende ein? Ist das erwünscht?

Ebner: Ja, es gibt z. B. Leute, die sich mit 60 oder 65 Jahren aus der _operativen Verantwortung ziehen möchten. Ein ehemaliger Chef unseres Maschinenparks wünschte sich etwa mit 63 eine Halbtagsverpflichtung. Er ist jetzt als Coach für unsere Straßenbauer in Rumänien und Bulgarien tätig.

STANDARD: Für FH- und Universitätsabsolventen gibt es Traineeprogramme. Was steckt da drin?

Ebner: Über den gesamten Konzern verteilt beschäftigen wir aktuell 102 Trainees aus acht Ländern. In der Regel durchlaufen diese Leute in zwölf bis 15 Monaten fünf bis acht Stationen im Unternehmen. Wir nehmen technische und kaufmännische Trainees, die natürlich jeweils andere Schwerpunkte haben. Klar ist aber, dass jeder auch einmal auf eine Baustelle muss.

STANDARD: Sind die Programme gefragt?

Ebner: Für die rund 100 Stellen, die wir seit einigen Jahren ständig besetzen, erhalten wir leider nicht sehr viele Bewerbungen. Fakt ist, dass es generell zu wenig Techniker gibt. Und wenn einer dann mit der Hochschule fertig ist, dann glaubt er oft, er kann schon alles und braucht keine Trainee-Stelle. Wir betreiben viel Hochschulmarketing, sind auf den Unis bei diversen Berufsmessen dabei usw. Leider ist das Baugeschäft aber für die Absolventen nicht wirklich sexy.

STANDARD: Was verlangen Sie von einem Trainee?

Ebner: Kaufleute sind für uns etwa nur interessant, wenn sie mobil sind. Viele kommen von der WU und glauben, sie können es sich im Büro gemütlich machen - die können wir nicht brauchen.

STANDARD: Ist der Technikermangel in Ihren Niederlassungen außerhalb Österreichs auch ein Problem?

Ebner: Nein, das ist ein westeuropäisches Phänomen, im Osten gibt es das nicht. Ich glaube, das beginnt in der Kindheit: Früher spielte man mit Lego und Matador, heute steht der Gameboy im Vordergrund - das fördert die Haptik nicht gerade. Für den Wirtschaftsstandort ist das schlecht, denn aus der Technik kommt die Innovation. Und wir müssen mit Innovation punkten, weil wir bei den Lohnkosten nicht konkurrenzfähig sind.

STANDARD: Welches Bewerberprofil hätten derzeit gute Chancen bei der Strabag?

Ebner: Die ideale Job-Description wäre ein technischer Hochschulabschluss mit zusätzlicher kaufmännischer Ausbildung. Dazu noch perfektes Englisch und eine Ostsprache. Wer das erfüllt, hat morgen einen Job bei der Strabag. (Bernhard Madlener, DER STANDARD, Printausgabe, 27./28.9.2008)