Was die größte Sorge des jeweiligen Innenministers am Wahltag ist? Nicht die Frage, ob seine Partei gewinnt, weiß Robert Stein. "Führ die Wahl so durch, dass sie nicht anfechtbar ist", habe ihm noch jeder Minister gesagt, erzählt der Leiter der Wahlabteilung im Innenressort. Also macht es für den deklarierten Sozialdemokraten keinen Unterschied, dass seine derzeitige Chefin mit Maria Fekter eine Schwarze ist.

Überhaupt habe er zu allen Parteien eine "strikte Äquidistanz, aus der mit den Jahren eine gleichmäßige Herzlichkeit wird", konstatiert der humorvolle Wiener. Und da er in seinem Job so "glücklich und ausgelastet ist", beschränkt sich sein politisches Engagement auf die Kommunalpolitik in seiner Heimat, dem 18. Wiener Gemeindebezirk.

In seinen Job befördert wurde Stein ebenfalls von einem ÖVP-Innenminister - Ernst Strasser machte den 50-Jährigen, der seit 1990 in der Herrengasse arbeitet, vor vier Jahren zum Abteilungsleiter. Das Wahlrecht beschäftigt ihn aber schon viel länger: Bereits bei der Matura fachsimpelte er über die Nationalratswahlordnung.

Kein Wunder also, dass der studierte Jurist die Tücken des Wahlrechts ganz genau kennt. In den Tagen vor der Wahl bimmelt unablässig sein Telefon, Journalisten, Politiker und Bürger wollen es stets ganz genau wissen. Letztlich, sagt Stein, bleibe es aber ein streng gehütetes Geheimnis, wer was wählt. "Ein schöner Gedanke, finden Sie nicht? Außer natürlich" - er hält ein paar Sekunden inne - "in diesem Dorf in Tirol, wo 2002 alle 40 Wahlberechtigten die ÖVP gewählt haben." Kaisers im Lechtal, genauer gesagt.

Ganz genau interessiert Stein auch, wie sich die Wahlarithmetik auf die Mandatsverteilung auswirkt - sprich, ob sich der Wählerwille tatsächlich in der Beschickung des Nationalrates widerspiegelt, noch dazu möglichst unter Berücksichtigung regionaler Interessen. Das österreichische Wahlsystem ist dabei "eines der gerechtesten", ist sich Stein sicher. Nicht zuletzt deswegen ist er ein Verfechter des Verhältniswahlrechts.

Der Vater einer 17-jährigen Tochter erholt sich am liebsten an der deutschen Nordsee von der Juristerei, dort hat er seinen Zweitwohnsitz. Er war auch schon Volkstänzer, hat in einem Kirchenchor gesungen und hört gern Barockmusik. Sein allergrößtes Hobby ist die "Computerei", wie Stein sagt. So ganz los wird er seinen Beruf aber auch in der Freizeit nicht. Dann liest er zwar tunlichst wenig Fachbücher - aber er schreibt welche. (Andrea Heigl/DER STANDARD, Printausgabe, 27./28.9.2008)