London - Nach einem dramatischen Wertverlust wird die britische Hypothekenbank Bradford & Bingley verstaatlicht und zerschlagen. Um einen Kollaps des Baufinanzierers zu vermeiden, steht der Steuerzahler für Hypotheken und Kredite in Höhe von 63 Mrd. Euro gerade. Die Spareinlagen und das Filialnetz werden für rund 770 Mio. Euro vom spanischen Bankenriesen Santander übernommen und an dessen britische Tochter Abbey übertragen. Damit bekommen 2,7 Mio. B&B-Kunden mit Einlagen von 25 Mrd. Euro eine neue Hausbank.

Die Aktien von Großbritanniens achtgrößter Bank wurden Montagfrüh vom Handel ausgesetzt. Den rund 850.000 Anteilseignern soll eine Entschädigung gezahlt werden, wie das Finanzministerium mittelte. Unklar ist die Zukunft der 3.200 Beschäftigten. Der Name B&B bleibt nach Angaben von Santander erhalten.

Santander verspricht sich von der Transaktion bereits im ersten Jahr einen Gewinn von 25 Mio. Euro, wie das Unternehmen der Madrider Börsenaufsicht mitteilte. Im zweiten Jahr werde mit einem Plus von 75 und im dritten Jahr von 100 Mio. Euro gerechnet. Die Santander-Gruppe will die Teilbereiche von B&B mit ihrer britischen Tochter Abbey und der künftigen Tochtergesellschaft Alliance & Leicester zu einem gemeinsamen Netz von Filialen zusammenzufügen. Die Spanier hätten dann knapp 1.300 Filialen im Königreich und einen Anteil am Privatkunden-Spargeschäft von zehn Prozent.

Zweite Bank verstaatlicht

Mit der Verstaatlichung muss die öffentliche Hand schon zum zweiten Mal in diesem Jahr eine britische Bank vor dem Zusammenbruch retten. Im Februar übernahm der Staat die Hypothekenbank Northern Rock, nachdem bei einer monatelangen Suche kein geeigneter Käufer gefunden worden war.

Bradford & Bingley war wegen der Finanz- und Immobilienkrise in Schieflage geraten. Die B&B-Aktie hatte innerhalb eines Jahres 90 Prozent an Wert verloren. Im ersten Halbjahr hatte B&B einen Verlust von fast 34 Mio. Euro ausgewiesen.

Der britische Premierminister Gordon Brown verteidigte die Verstaatlichung. "Wir werden alles nötige dafür machen, um die Stabilität des britischen Finanzsystems zu sichern."

 

Weitere Opfer in Dänemark und Island

Bereits im Sommer fiel auch die dänische Regionalbank Roskilde der Finanzkrise zum Opfer und musste von der Dänischen Nationalbank gerettet werden. Medienberichten zufolge haben nun die schwedische Nordea AB, die dänische Spar Nord Bank und Arbejdernes Landsbank Teile der angeschlagenen Roskilde Bank für rund 108 Millionen Dollar (73,8 Millionen Euro). Wie spiegel.de berichtet, werden die drei Banken auch Kredite im Wert von rund 1,96 Milliarden Dollar und Einlagen von etwa 980 Millionen Dollar übernehmen. Aussteht noch die Genehmigung durch die dänische Finanzaufsicht.

Der isländische Staat hat 75 Prozent der finanziell angeschlagenen Bank Glitnir übernommen. Der Staat zahlte 600 Millionen Euro für das Aktienpaket. Nach Angaben des Finanzinstituts von heute, Montag, hatte sich die Finanzlage der Bank in den letzten Tagen verschlechtert, das Kerngeschäft der Bank sei aber weiter gesund - alle Einlagen seien gesicher, die Bank weiterhin zahlungsfähig. Dies bestätigte auch die isländische Zentralbank. Daher sei die Übernahme des Aktienpakets nur vorübergehend.

Glitnir ist nach Kaupthing die drittgrößte Bank Islands. Kaupthing versicherte, dass seine Finanzlage weiterhin stabil sei und kein Bedarf für staatliche Unterstützung bestehe. Glitnir war ebenso wie die beiden größten Banken in Island, Kaupthing und Landsbankki, in den vergangenen Jahren durch eine extrem aggressive Kreditpolitik international stark expandiert. (red/APA/dpa)