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Ist die große Koalition Geschichte? Sowohl SPÖ als auch ÖVP mussten bei der Nationalratswahl 2008 hohe Verluste hinnehmen.

Foto: APA/ ROBERT JAEGER

Wien - Die Große Koalition ist bei der vorgezogenen Nationalratswahl 2008 abgestraft worden, profitiert haben davon FPÖ und BZÖ. Stärkste Partei ist laut vorläufigem amtlichen Endergebnis die SPÖ, die mit 29,7 Prozent zwar deutlich einbüßte, aber klar vor der ÖVP blieb, die nur 25,6 Prozent der WählerInnen überzeugte. Auf Platz drei zurückgekehrt ist die FPÖ, die sieben Prozentpunkte gewann und 18 Prozent einfuhr. In gleicher Höhe legte das BZÖ zu und schaffte mit elf Prozent einen Überraschungserfolg.

Die Grünen verloren leicht auf 9,8 Prozent und fielen von Rang drei auf Platz fünf zurück. Klar den Einzug in den Nationalrat verpasst haben die Kleinparteien wie Liberales Forum und Liste Dinkhauser. Das offizielle amtliche Endergebnis inklusive Wahlkarten wird erst in acht Tagen feststehen.

Großparteien: Schlechtestes Ergebnis der Zweiten Republik

Trotz ihrer Verluste und des schlechtesten Wahlergebnisses der Zweiten Republik stellte die SPÖ den Kanzleranspruch. Partei-Chef Faymann nannte in einer ersten Stellungnahme die ÖVP als ersten Ansprechpartner, er schloss aber auch eine Minderheitsregierung nicht aus. Eine Koalition mit FPÖ oder BZÖ komme für ihn nicht in Frage, hielt Faymann fest. Die hätten in der Regierung nichts verloren.

Molterer: Schmerzhaft

ÖVP-Chef Molterer sprach von einer schmerzlichen Niederlage. Ob er selbst dem ÖVP-Vorstand am Montag seinen Rücktritt anbieten werde, ließ der Vizekanzler am Wahlabend offen. Als Grund für das schlechte Abschneiden seiner Partei nannte er, die Bilanz der Großen Koalition.
Umweltminister Pröll bezeichnete das Abschneiden seiner Partei als "bittere desaströse Niederlage". Seitens der jungen ÖVP gab es Rücktrittsaufrufe Richtung Parteiobmann Molterer.

FPÖ und BZÖ: "Ein Traum"

Die Freiheitlichen zeigten sich mit ihren starken Zugewinnen hochzufrieden, Parteichef Strache stellte umgehend den Kanzleranspruch. Er glaube, dass SPÖ und ÖVP "nicht mehr wirklich den Führungsanspruch stellen können". Dennoch schloss Strache eine Koalition mit der SPÖ nicht aus. Regierungsbereit zeigte sich auch das BZÖ, dessen Spitzenkandidat Jörg Haider sich als eigentlicher Sieger sieht. "Für uns ist das ein Traum", erklärte der Landeshauptmann Kärntens, wo das BZÖ auch klar stärkste Partei wurde.

Enttäuschte Grüne

Ratlosigkeit herrschte bei den Grünen. Bundessprecher Van der Bellen fand das Ergebnis der Seinen zwar anständig, aber doch ein wenig enttäuschend. Parteivize Vassilakou meinte, man müsse nun die Weichen für die kommenden zwei Jahre stellen, wie man die eigenen Themen prononcierter verkaufen könne. Fix weg ist der Posten der Dritten Nationalratspräsidentin, der nun der FPÖ zufällt. Das Liberale Forum verpasste den Einzug in den Nationalrat ebenso klar wie die Liste Dinkhauser und sämtliche andere Kleinparteien.

Fischer für Sorgfalt

Bundespräsident Fischer sprach sich dafür aus, dass die "Regierungsbildung mit großer Sorgfalt und großem Verantwortungsbewusstsein über die Bühne gehen" sollte. Es gehe nicht um die Frage, entweder schnell oder stabil eine Regierung zu bilden, sagte das Staatsoberhaupt in der "ZiB" des ORF. (APA)