Bild nicht mehr verfügbar.

Casht wohl noch immer ordentlich ab, muss für die Formel 1 aber neue Investoren suchen: Bernie Ecclestone.

Foto: Getty Images

Singapur/München - Die Finanzkrise hat auch massive Auswirkungen auf die Formel 1. Die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers sorgt auch im Millionen-Business des Bernie Ecclestone für Verunsicherung, ist die Bank doch Teilhaber an der Motorsport-Königsklasse. Umso wichtiger seien Spektakel wie das in der asiatischen Finanzmetropole Singapur.

Lehman war im Zuge der Kirch-Pleite zu Formel-1-Anteilen gekommen und hielt Teile davon auch nach der Übernahme durch den Investmentfonds CVC. Vermutlich wird Delta Topco, die ihrerseits die kommerziellen Rechte der Formel 1 verwaltet, die Lehman-Anteile übernehmen. Insgesamt ist das F1-Imperium aber durch die von Banken finanzierte CVC-Übernahme auf lange Zeit schwer verschuldet.
Das ist auch der Hauptgrund, warum die geldintensive Formel 1 immer weiter ostwärts zieht - und vor allem in Länder, wo es massive staatliche Zuschüsse gibt. Denn während die Gewinne für Promoter Ecclestone bei vielen Europa-Rennen relativ klein sind, spülen Events wie in Valencia, Singapur oder Abu Dhabi (Premiere 2009) laut Formula Money zusammen an die 80 Mio. Euro in die Kassen.

Schnelle Veränderung

Sinkende Aktienkurse waren denn auch Thema Nummer eins in Singapur. "Es wäre dumm zu glauben, dass die Finanzkrise nicht auch Auswirkungen auf unser Business hat", sagte Williams-Geschäftsführer Adam Parr. "Die Welt ändert sich gerade schneller, als wir es uns je vorstellen konnten."

Deshalb sei das von 500 Millionen TV-Zuschauern verfolgte Nachtrennen "quasi ein leuchtendes Signal" in der Düsternis der drohenden Rezession. "Singapur ist eine Riesenchance, mehr als nur ein Formel-1-Rennen", bekräftigte Norbert Haug von Mercedes.

Trotz aller Probleme zahlt sich die Ausrichtung von Formel-1-Rennen noch immer aus. Das geht aus einer von Renault-Sponsor ING zusammen mit Formula Money in Auftrag gegebenen Untersuchung hervor. Demnach haben die Regierungen der 13 von öffentlicher Hand unterstützten Veranstalter 2007 zwar umgerechnet 188 Mio. Euro an CVC bezahlt, um Rennen austragen zu dürfen, konnten dann aber auch über einen sagenhaften Investment-Return von 553 Prozent jubeln. Nur die GP in England, Brasilien, Italien und den USA wurden 2007 nicht öffentlich gefördert. Allein Bahrain blätterte 45 Mio. Dollar (30,7 Mio. Euro) für den Platz im F1-Kalender hin, China and Malaysia je 40 Mio. Dollar. Bahrain habe über die Umwegrentabilität 395 Mio. Dollar eingenommen, Spa und Nürburgring hingegen nur 25 Mio. Dollar. Für 2008 darf Ecclestone aus öffentlichen Geldquellen 403,5 Mio. Dollar erwarten.

Den drei deutschen Landesbanken BayernLB (Mutter der Hypo Alpe Adria), LBBW und HSH Nordbank droht aus der Lehman-Pleite ein Verlust von 1,4 Milliarden Euro, berichtet Focus unter Berufung auf Krisengespräche von Bundesbankpräsident Axel Weber mit einigen Ministerpräsidenten. BayernLB beharrt auf einem maximalen Ausfallrisiko von 300 Mio. Euro. (Hans Gödel, DER STANDARD, Printausgabe, 29.9.2008)