Paris - Der Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), Dominique Strauss-Kahn, hat vor einem langfristigen Abschwung der Weltkonjunktur gewarnt. "Es hat ein ernsthafter und anhaltender Abschwung des Weltwachstums begonnen", sagte der frühere französische Finanzminister der Zeitung Journal du Dimanche. 

"Das wird für Europa schwierig, und hier und dort noch schwieriger für bestimmte arme Länder. Aber die Realwirtschaft wird nicht nachgeben, die Währungen werden nicht zusammenbrechen. Den Zentralbanken gelingt es, die Finanzkrise zu managen", zeigte sich Strauss-Kahn optimistisch.

Das Hilfspaket der US-Regierung könne den Weg für Absprachen auf internationalem Niveau ebnen, um die Turbulenzen an den Märkten zu überwinden, sagte der IWF-Chef. "Dieser Plan ist begrüßenswert, weil er global angelegt ist. Aber das kann nur der erste Schritt für ein internationales politisches Handeln sein." Priorität ist nach seinen Worten, dass die USA das Feuer zunächst löschen. Danach müsse das globale Finanzsystem reformiert werden. Der Internationale Währungsfonds sei bereit, dabei eine Führungsrolle zu übernehmen.

Universelle Regeln

"Wir sind in der Lage, den Kompromiss und das Allgemeininteresse zu definieren und zu garantieren", sagte Strauss-Kahn. Die Demokratie erfordere zwar, dass jedes Land sein eigenes Gesetz beschließe. "Aber die allgemeinen Regeln müssen universell gelten, denn das Finanzsystem ist globalisiert." Die Regierungen hätten die Krisenwarnungen des IWF ignoriert. Nach langer Weigerung würden sich jetzt auch die USA und China der Bewertung der Finanzstabilität durch den IWF unterwerfen.

"Das ist ein Zeichen", sagte der IWF-Chef. Der Währungsfonds sei 1944 "als eine Art weltweiter öffentlicher Dienst geschaffen" worden, um die Anarchie auf dem Währungsmarkt zu beenden. "Heute müssen wir uns zusätzlich der Finanzmarktanarchie stellen: der Undurchsichtigkeit, Gier und Verantwortungslosigkeit eines Systems, das seinen Bezug zur realen Wirtschaft verloren hat."

Unterdessen gibt es Forderungen nach einer Stärkung der Notenbank auch in Großbritannien. Die oppositionellen Konservativen wollen mehr Kontrollrechte für die Bank of England. (Reuters, dpa, DER STANDARD, Printausgabe, 29.9.2008)