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Für BZÖ-Gründer Jörg Haider ist Rot-Schwarz im Bund jetzt endgültig Geschichte

Foto: APA/Georges Schneider

Gut lachen hatte BZÖ-Gründer und Spitzenkandidat Jörg Haider. Dass sein Aufmarschgebiet Kärnten für die Orangen ein siegreiches Heimspiel werden würde, signalisierten bereits sämtliche Umfragen, die Haiders BZÖ vor der Kärntner SPÖ gesehen hatten. Offen blieb eigentlich nur, wie groß Haiders Triumph in seiner politischen Wahlheimat ausfallen und damit das BZÖ bundesweit in die Höhe tragen würde.

Bestens gelaunt erschien Haider in Begleitung von Ehefrau und Tochter knapp vor 11 Uhr im Wahllokal in der Klagenfurter Maximilianstraße, küsste seine Gattin Claudia im langentbehrten Blitzlichtgewitter unzähliger Reporterteams und entschwand nach der Wahl auf den Plöschenberg.

Die Wahlergebnisse, die aus dem Oberkärntner Bezirk Spittal an der Drau, die eintrudeln, bestätigen deutlich: Haider knackt eine Gemeinde, einen Bezirk, in denen früher die SPÖ dominiert hatte, nach dem anderen und marschiert im Triumphzug durch ganz Kärnten.
Überall bietet sich das gleiche Bild wie etwa in Dellach: Das BZÖ klettert auf 37,2 Prozent und erreicht damit in der bisher SP-dominierten Gemeinde ein Plus von 13,4 Prozent. Die SPÖ kommt auf 30,6 Prozent und verliert mit minus 2,84 Prozent moderat, während die ÖVP 8,38 Prozent abstürzt. Grüne und Haiders blaue Bruderpartei FPÖ blieben annähernd gleich auf 4,5, beziehungsweise 4,9 Prozent.
Auch einstmals schwarze Hochburgen auf dem Land wie Mörtschach fallen wie Dominosteine an Haiders BZÖ: 43,8 Prozent, also mehr als sie bei der letzten Landtagswahl kärntenweit (42,1 Prozent) erreichten, können die Orangen dort für sich verbuchen.
Nach der Auszählung von 62 der insgesamt 132 Gemeinden steht fest: Haider kratzt an der 40-Prozent-Marke, verweist damit die SPÖ mit 26,24 Prozent ganz klar auf den zweiten .Platz und erreicht damit fast sein Landtagswahlergebnis von 2004.

Oranger Erdrutschsieg

Die großen Städte waren noch nicht ausgezählt, doch in Kärnten ließ sich bereits eindeutig feststellen: Der Bundestrend schlug auch im südlichsten Bundesland voll durch, allerdings noch verschärft. So hat das BZÖ mit rund 39 Prozent die SPÖ, die mit landesweit 28,25 Prozent unter die 30 Prozent-Marke rutscht, auch bei Nationalratswahlen um rund 10 Prozent abgehängt und sich damit eindeutig als dominierende Kraft in Kärnten etabliert. Die SPÖ, die innerparteiliche Turbulenzen und einen Führungswechsel zu verkraften hatte, hat damit ihr Wahlziel, stimmenstärkste Partei zu bleiben, klar verfehlt. Die ÖVP mit Außenministerin Ursula Plassnig an der Spitze verliert und rutscht auf 14,29 Prozent (2006 waren es noch 21,10 Prozent) und zur Kleinpartei ab. Die FPÖ legt mit rund 7,61 Prozent leicht zu. Die Grünen können nach wie vor in Kärnten nicht Fuß fassen, geben mit 4,25 Prozent aber nur unmerklich Stimmen ab. Das LIF bleibt mit rund einem Prozent wie auch alle anderen Kleinparteien unter der Wahrnehmungsgrenze.

BZÖ-Spitzenkandidat Jörg Haider versicherte angesichts seines Erdrutschsieges, Kärntner Landeshauptmann bleiben zu wollen. Er will aber in der Bundespolitik mitmischen - als Vorsitzender des Koalitionsausschusses. Denn dass das BZÖ, das seinen Stimmenanteil bundesweit etwa verdreifachen konnte, als Wahlsieger in einer künftigen Bundesregierung vertreten sein muss, ist für ihn sonnenklar: "Das Wahlergebnis zeigt, dass niemand mehr Rot-Schwarz haben will. Deshalb muss es jetzt unser erklärtes Ziel sein, eine Mehrheit jenseits von Rot und Schwarz zu finden." (DER STANDARD, Printausgabe, 29.9.2008)