Anbetung der Heiligen Drei Könige in einer Winterlandschaft, von Pieter Breughel dem Jüngeren, für 1,8 Millionen Euro bei De Jonchkheere.

Foto: De Jonchkheere

München - Aus dem Augenwinkel ist es unverkennbar eine Arbeit Breughels, Pieter des Jüngeren. Eine farblich perfekt komponierte Winterlandschaft, in der die warmen Ockertöne des Bauernhauses und der Brückenziegel mit dem Weiß der schneebedeckten Dächer, dem leicht grauen Himmel und den dunklen, kahlen Bäumen kokettieren. Erst bei genauerer Betrachtung wird aus der auf der Bildfläche verteilten Menschenmenge ein Thema, ein weihnachtliches.

Mit der 1633 gemalten Anbetung der Heiligen Drei Könige interpretierte Pieter der Jüngere ein Werk seines Vaters. In der gegenwärtig in der Oscar Reinhart Sammlung in Winterthur befindliche Anbetung Pieter Breughel des Älteren schneit es, sein Sohn aber verzichtet auf das vom Thema ablenkende Schneegestöber.

Thematisch also das perfekte Weihnachtsgeschenk, insgesamt aber eine kleine Ikone der Kunstgeschichte, die die in Paris und Brüssel angesiedelte Galerie De Jonchkheere aktuell im Angebot hält. 1,8 Millionen Euro soll die 39 mal 59 Zentimeter messende und aktuell anlässlich der Kunst Messe München ebendort gastierende Tafel kosten.

Sonst zählt man zu den Stammgästen in Maastricht, Rom, Mailand, Florenz, Paris oder Moskau, jetzt kehrte der Spezialist für Alte Meister nach einigen Jahren Abwesenheit zurück. "Die wirtschaftliche Situation war in Deutschland zuletzt etwas schwierig" , erklärt Daisy Prevost, "aber das Interesse der hiesigen Klientel ist wieder stärker" , das habe man deutlich bemerkt und hofft an die guten Erfahrungen von früher anzuknüpfen.

Für die Mehrheit der hier zu ihrer saisonalen Leistungsschau antretenden Kunsthändler und Galeristen ist die Kunstmesse München ein Fixtermin im dicht gefüllten Präsentationskalender. Eine Veranstaltung mit Tradition - in mehrfacher Hinsicht. Bei welcher Vergleichsveranstaltung könnte man sonst einen Teilnehmer zum 52. Mal willkommen heißen? Das ist international einzigartig.

Die Rede ist vom Buch- und Kunstantiquariat Robert Wölfle (München), dessen Geschäfte Christine Grahamer in zweiter Generation führt. Ihre Mutter Lotte Roth-Wölfle hatte 1957 mit dieser Familientradition begonnen. Zu den heuer feilgebotenen Highlights gehört das Aquarell einer Schlosskapelle (Wilhelm Scheuchzer, um 1830, 7000 Euro) oder ein Kupferstich in einem zeitgenössischen Rahmen mit Lokalbezug: Das mit 17.500 Euro veranschlagte und 1806 datierte Werk des Franzosen Georges Malbeste dokumentiert den Einzug Napoleons am Karlsplatz in München.

Seit Mitte der 50er-Jahre gastierten im Rahmen dieser Messe knapp 690 Galerien aus 13 Ländern. Die Anzahl der Aussteller ist mit heuer 90 gegenüber dem Vorjahr um zehn Prozent gesunken, mehrheitlich sind es Deutsche, die aus dem Ausland angereiste Fraktion umfasst 13. Darunter auch drei in der Sektion Moderne und Zeitgenössische Kunst untergebrachte Österreicher (siehe Artikel unten).

Die letztjährigen Teilnehmer Adil Besim, Galerie Schütz und Patrick Kovacs sind aus unterschiedlichen Gründen nicht mit dabei. Auch Thomas Salis (Salzburg / St. Moritz) schwänzt, er will sich auf die intensiven Vorbereitungen zur Eröffnung seiner Niederlassung in Zürich konzentrieren.

Spannender Mix

Den Besucher erwartet ein spannungsreicher Mix, zeitlich von der Antike bis zur Gegenwart angesiedelt, insgesamt rund 10.000 Kunstwerke, jedes einzelne von einem Tross von Experten und Sachverständigen auf Echtheit, Authentizität und Qualität geprüft. Zu den Novitäten der 53. Auflage gehört vor allem die von Teilnehmern zuletzt immer wieder geforderte verkürzte Laufzeit auf fünf Öffnungstage. Der Aufwand von Transport und Aufbau bleibt für die Aussteller freilich gleich.

Das weiß auch Peter Henrich, Geschäftsführer der Kunst Messe München. All die Wünsche von Kunsthändlern, Galeristen und Publikum unter einen Hut zu bringen ist schwierig - zumal im zeitlichen Umfeld drei weitere Messen stattfinden. Als Konkurrenz empfinde man das weniger, eher als ungeschickt. Den Erwartungen der Stammgäste will man jedenfalls entsprechen, gleichzeitig hofft man auf neue Besucher, eine nächste Generation von Sammlern. Die Öffnungszeiten wurden zum Teil bis 22 Uhr erweitert, und neben dem etablierten Schwerpunkt der "Kunst auf Papier aus fünf Jahrhunderten" erweiterte man jetzt den Bereich Zeitgenössisches. Eine vor zwei Jahren durchgeführte Besucherumfrage hatte ein ganz eindeutiges Ergebnis geliefert: 38 Prozent wünschten einen Ausbau dieses Segments.

"Preis auf Anfrage"

Und in der Sektion Moderne und Zeitgenössische Kunst wird wohl das teuerste Kunstwerk der Messe zu finden sein. "Der Jawlensky bei Galerie Ludorff" , vermutet Henrich. "Preis auf Anfrage" steht unter dem 17 mal zwölf Zentimeter kleinen um 1935 auf Karton gemalten Werk im Messekatalog.

Die Chancen auf einen Besitzerwechsel für Alexej von Jawlenskys Rote Blumen in blauer Vase stehen gut. Selbst wenn er nur gegen einen sechs- oder siebenstelligen Betrag vonstattengeht. Aber auch für kleine Budgets, betont der Messemacher, bieten sich viele Möglichkeiten. Er persönlich habe bereits etwas ins Auge gefasst, eine um 3500 v. Chr. datierte ägyptische Schminkpalette in Form eines Fisches bei Roswitha Eberwein. Das antike Kunstwerk entstammt einer französischen Privatsammlung und ist mit 12.900 Euro veranschlagt. (Olga Kronsteiner / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.10.2008)