Hamburg/Bochum/London - Öl ist so teuer wie seit zweieinhalb Jahren nicht mehr. Die Rohölpreise haben am Dienstag die Marke von 33 Dollar (30,6 Euro) für ein Barrel (159 Liter) der Nordsee-Sorte Brent durchbrochen. Zeitweise seien sogar 34 Dollar bezahlt worden, sagte ein Sprecher von Aral/BP in Bochum. Ein ähnlich hohes Preisniveau gab es zuletzt im zweiten Halbjahr 2000, als Rohöl in der Spitze auf mehr als 37 Dollar je Barrel gestiegen war.

An der Londoner Ölbörse IPE kostete Brent zur Lieferung im April am Dienstagnachmittag 33,60 Dollar pro Barrel, während des Handels in der Spitze bis zu 33,72 Dollar nach 33,15 Dollar zum Handelsschluss am Montag.

"Die Einschätzung der Irak-Krise hat sich bei vielen Marktteilnehmern wieder zugespitzt", sagte Birgit Layes vom Mineralölwirtschaftsverband (MWV) in Hamburg. Zudem wirke die Kältewelle an der Ostküste der USA preistreibend, besonders für Heizöl und Diesel. Andere Experten nennen die Lage in Venezuela als weitere Belastung für die Märkte, weil das Land noch nicht wieder so viel Öl liefere wie vor dem Streik. Außerdem gibt es einen Streik der Ölarbeiter in Nigeria.

Die Versorgung der Märkte ist bisher gut und das Angebot reicht aus, um die Nachfrage zu decken. Sollte es zu einem Krieg im Irak kommen, könnte Öl dennoch vorübergehend knapp werden. "Die Lagerbestände in den USA sind so niedrig wie seit 26 Jahren nicht mehr", sagte Ölexperte Klaus Matthies vom Hamburgischen Welt- Wirtschaftsarchiv (HWWA). Gleichzeitig seien die freien Förderkapazitäten geringer als während der Golfkrise 1991.

Damals hätte Saudiarabien noch sechs Millionen Barrel pro Tag (bpd) zulegen können, heute seien es nur noch zwei bis drei Millionen bpd. "Wenn der Markt wenig zuzusetzen hat, werden Preisausschläge wahrscheinlicher", sagte Matthies. Darauf setzen auch Spekulanten an den Ölmärkten.

Wegen des drohenden Krieges sind die Ölpreise bereits seit Monaten um fünf bis zehn Dollar je Barrel höher, als es nach der Marktlage zu erwarten wäre. Diese Kriegs- oder Angstprämie hat die Verbraucherländer nach Matthies Einschätzung bisher bereits fünf bis zehn Mrd. Dollar gekostet. In Deutschland hatten die Mineralölkonzerne am Montag die Preise für Benzin um zwei Cent je Liter und für Diesel um drei Cent angehoben.(APA/dpa)