Die Grenzen zum Foto-Objekt sind fließend: Leuchtkasten mit Unterwasser- aufnahme von Irene Andesser in der Schau "Menschen".

Foto: Volpinum

Wien - Was in den aufgeregten, überbewerteten 80er-Jahren die groß klotzenden, teuren Kunstinstallationen waren, ist heute die tableauartige Fotografie. Obwohl sich Letztere wohl eher halten dürfte, ein altes und doch so zeitgenössisches Medium, das erst für relativ kurze Zeit als "Kunst" und an Kunst-Unis als eigene Disziplin anerkannt wird. Die immensen, wenn nicht überhitzten Preise von Fotografie-Heroen der Becher-Schule - Gursky, Ruff, Demand und Konsorten - sprechen Bände.

Rund ein Drittel der beachtlichen Gegenwartskunstsammlung von Andra und Ernfried Fuchs besteht aus Fotografien, erweiterten und konzeptuellen Fotografien genau genommen. In ihrer Ausstellungshalle mit dem füchsisch-lateinischen Namen Volpinum hat das Sammlerpaar nun höchstselbst und ohne Kurator die Schau Menschen zusammengestellt: eine ziemlich wilde Mischung, die historische Positionen (wie die einer Valie Export) aktuellen zur Seite stellt.

Etwa Jutta Strohmaier, die Exports Raumerforschungen zwischen (eigenem) Körper und Architektur in Doppelbelichtungen thematisiert. Die Grenzen zum Fotoobjekt - wie etwa Irene Andessners Unterwasserfoto und des Spaniers Angel Marcos Beziehungslosigkeitsdrama mit Esstisch - sind fließend, ebenfalls die zum bewegten Bild (Ingeborg Lüscher). Sieht man von Stephan Reusse ab, den beachtlichen und wohl vielseitigsten Künstler, der ein riesiges Spektrum von Stilen und Themen im Griff hat, dominiert der pessimistische, unheilschwangere Grundton in den Arbeiten. Sei es bei Tamara Bromowas schaurigem Selbstporträt, Jürgen Klaukes postapokalyptischer Vision oder in Bill Hensons neoromantisch-gruftiger Düsternis-Studie von Endzeitmenschen zwischen Sex und Tod und dunkler Landschaft.

Erfreulich, dass Sammler sich so etwas als Zeitdokument zulegen - und nicht aquarellierte Blumenstillleben oder pausbackige Putti. (DER STANDARD, Printausgabe, 27.2.2003)