Bananen, so wie wir sie kennen (oben). Tropische Fledermäuse hingegen sehen ihre Leibspeise im UV-Licht blau.

Foto: Moser et al., Angewandte Chemie

Innsbruck - "Mellow yellow" nannte man sie zu Hippiezeiten: Bananenschalen, die in getrocknetem Zustand angeblich halluzinogene Effekte bewirken würden. Bestrahlt man die "reifen Gelben" mit UV-Licht, dann könnte man sich auch kurz im Drogenrausch wähnen. Da leuchten sie nämlich blau, wie Forscher um Bernhard Kräutler von der Universität Innsbruck nun im Fachjournal "Angewandte Chemie" (Bd. 120, Nr. 46) berichten.

"Wir waren selbst erstaunt", so Kräutler, "dass diese Effekt bis jetzt unentdeckt geblieben sind." Schließlich ist die Frucht, von der jährlich 72,5 Millionen Tonnen heranwachsen, das fünftwichtigste Nahrungsmittel der Welt.

Chemisch hat die Blaufärbung einen relativ komplexen Hintergrund, wie Kräutlers Team herausgefunden hat. Grüne Bananen sind aus den üblichen Gründen grün: Ihre Schale enthält Chlorophyll, das Sonnenlicht in Energie umwandelt. Während bei allen anderen Pflanzen der Abbauprozess des Chlorophylls rasch erfolgt - etwa in Form des Einfärbens der Blätter im Herbst -, gerät der Prozess bei den Bananen ins Stocken. Bei ihnen reichern sich eben jene leuchtenden und chemisch stabilen Zwischenprodukte in der Schale ab.

Welchen Zweck das blaue Leuchten hat, das bei einer Wellenlänge von 450 Nanometern am intensivsten ist, bliebt noch ungelöst. Kräutler vermutet ein Signal an die Außenwelt, insbesondere an fruchtfressende Fledermäuse, die im UV-Licht dieser Wellenlänge sehen können, so Kräutler.

Und womöglich spricht sich die Erkenntnis auch bei Disco-Besitzern herum, die reife Gelbe bzw. Blaue als billige und psychedelisch anmutende Dekoration einsetzen könnten. (Klaus Taschwer/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21. 10. 2008)