Foto: Michelle Schmollgruber

Was ist schon normal? Was nicht? Schönheit als Norm bzw. Ideal im Spannungsfeld Normalität versus Behinderung steht im Fokus des Projekts "Unnomale Kleider", das mittels einer Performance und einer Ausstellung Anfang Oktober in Innsbruck der Öffentlichkeit präsentiert worden ist.

Foto: Michelle Schmollgruber

Die Südtiroler Künstlerin Karin Flatz verfolgt mit ihrem Textilkunst-Projekt die Absicht, den Begriff der Normalität des Körpers zu hinterfragen und von seiner normativen Determinierung zu befreien. Dafür entwarf sie eine 15-teilige Kleiderkollektion, die zum Teil von ihr selbst, zum Teil von der Designerin und Fotografin Michelle Schmollgruber realisiert worden ist.

Foto: Michelle Schmollgruber

Mit Kleidung kann getäuscht, versteckt, kaschiert werden. "Unerwartete Längen oder Verkürzungen, gemalte Handicaps ziehen Blicke an und stellen Fragen", erklärt Karin Flatz. Angesprochen werden soll mit den "unnormalen Kleidern" jedoch nicht bloß die marginalisierte Bevölkerungsgruppe der "Behinderten", sondern jede/r.

Foto: Michelle Schmollgruber

Durch das Tragen derselben war sowohl jede Trägerin bei der Performance als auch jede/r ZuschauerIn in die gesellschaftliche Un/Normalität integriert, wodurch der gewohnte Handlungsspielraum Kleidung verlassen bzw. neu hinterfragt werden konnte.

Foto: Michelle Schmollgruber

Nicht die Vermittlung des "Spiels mit dem Mangel" stand im Vordergrund, sondern die Auseinandersetzung, Begegnung und Kommunikation von Frauen mit und ohne Behinderung. Dadurch sollten zum einen behinderte Frauen ermutigt werden, sich in künstlerische Prozesse einzubringen und zugleich zu einer positiven gesellschaftlichen Veränderung für alle Frauen mit Behinderung beitragen.

Foto: Michelle Schmollgruber

Zum anderen ermöglicht die Kooperation behinderter und nicht behinderter Frauen die Einsicht in bisher unbekannte Lebensweisen, Bedürfnisse und Erfahrungen von Ausgrenzung und Behinderung.

Foto: Michelle Schmollgruber

Die Präsentation der "unnormalen Kleider" erfolgte durch eine Performance des alltäglichen An- und Ausziehens, ohne Musik, die vom Geschehen auf der Bühne hätte ablenken können. Im Anschluss wurden die Kleidungsstücke auf die von der Künstlerin Karin Flatz gestalteten "Kleiderfüße" sowie auf Puppen gehängt.

Foto: Michelle Schmollgruber

Die Idee der Täuschung und Irritation des Blicks durch Kleidung - Ausbuchtungen, Zusammenlegungen und Trennungen - die mit der Form des Körpers spielen - ist durchaus gelungen, wie Karin Flatz zufrieden feststellt. Schade nur, dass bis dato noch keine InteressentInnen für die Produktion einer größeren Stückzahl der "unnormalen Kleider" gefunden wurden.
(dabu/dieStandard.at, 21.10.2008)