Sieht das Unternehmen nach Sparprogrammen gut positioniert und fit, den sich abzeichnenden Wirtschaftsabschwung unbeschadet zu überstehen: der neue Vorstandschef von BP Austria, Manfred Killian

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Standard: Sie haben das Lenkrad bei BP Austria in einer Zeit übernommen, wo weltweit Pakete zur Rettung von Banken und zur Stimulierung der Wirtschaft geschnürt werden. Kein idealer Zeitpunkt?


Killian:
Die Wolken am Konjunkturhimmel verdüstern den Ausblick, keine Frage. Wir sind für solche Sturmzeiten aber ganz gut gerüstet, speziell in Österreich. Daher werden wir auch diesen jetzt spürbaren Konjunkturabschwung überstehen. Der Energiehunger wird ja grundsätzlich nicht kleiner.

Standard: Wie betroffen ist ein so breit aufgestellter Konzern wie BP?

Killian: Doch sehr. Unser Kerngeschäft ist Öl und Gas, auch wenn alternative Energien an Bedeutung gewinnen. Wir werden allein heuer 25 Mrd. Dollar investieren, davon 1,5 Milliarden für regenerative Energien. Wenn wir das nicht Jahr für Jahr machen, kann der weiter steigende Energiebedarf nicht gedeckt werden. Die Rahmenbedingungen derzeit sind suboptimal.

Standard: Spüren Sie Kaufzurückhaltung auch in Österreich?

Killian: Es wird weniger getankt. Seit Juli, als die Rohölpreise Rekordhöhen erreichten, haben wir Rückgänge bei Benzin um knapp acht und bei Diesel um knapp vier Prozent registriert. Einen Rückgang beim Dieselverkauf gab es noch nie. Das zeigt: Der Konjunkturabschwung hat auch den gewerblichen Sektor erfasst.

Standard: BP Austria hat 2007 dank eines Sparprogramms erstmals seit sechs Jahren ein leichtes Plus geschrieben. Droht heuer aufgrund der Krise wieder ein Minus?

Killian: Das erwarte ich nicht. Wir sind fit und schlank geworden, haben die Zahl der Mitarbeiter in den vergangenen fünf Jahren um fast ein Drittel auf derzeit rund 370 reduziert, haben den Standort von Wien nach Wiener Neudorf verlegt und unprofitable Tankstellen verkauft. Das Jahr 2008 wird wahrscheinlich weniger Ertrag abwerfen als ursprünglich gedacht, uns aber nicht nachhaltig beschädigen.

Standard: Die hohe Dichte an Tankstellen wird häufig als Argument verwendet, warum die Spritpreise in Österreich abzüglich Steuern und Abgaben höher sind als im angrenzenden Ausland. Ist das mehr als eine billige Ausrede?

Killian: Faktum ist, dass ein großer Teil unserer Kosten bei den Tankstellen Fixkosten sind. Die im Vergleich zu anderen Ländern niedrigeren Verkaufsvolumina an den Zapfsäulen machen sich betriebswirtschaftlich stark bemerkbar. In Österreich liegt der durchschnittliche Treibstoffdurchsatz je Tankstelle bei rund 1,8 Millionen Liter, in Deutschland bei vier bis fünf Millionen. Das hat sicher einen Einfluss auf die Kostenstruktur, auf die Preisstruktur wahrscheinlich nur sehr indirekt, weil das Wettbewerbsumfeld in Österreich ein nicht eben freundliches ist.

Standard:
Die Opec wird heute, Freitag, die Mitglieder darauf einschwören, die Rohölförderung zu drosseln. Müssen wir uns wieder auf Rohölpreise in dreistelliger Höhe einstellen?

Killian: Kurzfristig eher nicht. Man sieht ja, dass sich die Preise in den vergangenen Tagen trotz angekündigter Förderbeschränkungen weiter nach unten bewegt haben. Offenbar sind die Ängste hinsichtlich einer Konjunkturschwäche stärker als die erwarteten Förderkürzungen. Die Opec wird in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen. Sie sitzt auf 75 Prozent der weltweiten Ölreserven und steht für ungefähr 42 Prozent der gesamten Rohölförderung. Schätzungen zufolge wird der Anteil von Opec-Öl an der Gesamtproduktion bis 2030 auf 52 Prozent steigen. Längerfristig werden wir mit Sicherheit wieder Rohölpreise jenseits der 100-Dollar-Marke sehen.

Standard:
Brauchen wir mehr oder weniger Opec?

Killian: Wir brauchen alles. Die Opec, weil sie in der Lage ist, den Energiehunger der Welt zu stillen. Die internationalen Ölgesellschaften, die in der Lage sind, in Regionen Öl zu finden, wo die Opec heute nicht sitzt. Darüber hinaus muss auch der Dialog zwischen Produzenten- und Verbraucherländern intensiviert werden. (Günther Strobl, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 24.10.2008)