Handelt mit ausgesuchten Bildern des 19. und 20. Jahrhunderts: Erich Tromayer.

Foto: Urban

Selbst vor Lausbubenstreichen ist man als Kunsthändler auch nach Jahrzehnten der Berufserfahrung wohl nicht gefeit. Vor rund 15 Jahren in Wien, an einem geschäftigen Vernissageabend der Hofburg Messe für Kunst und Antiquitäten, verkaufte Erich Tromayer ein Gemälde von Friedrich Gauermann. Ein alter Stammkunde wurde zum neuen Besitzer des Bildes, das Geld würde dieser am nächsten Tag vorbeibringen. Gesagt, getan. Auch anderntags war die Messe gut besucht, im Festsaal herrschten dichtes Gedränge und bei Tromayers intensive Kundengespräche. Das prall gefüllte Kuvert verschwindet kurzerhand in der Kommode, die Lade wird versperrt. Das Geld nachzuzählen, dafür hatte der Kunsthändler weder Zeit noch Grund.

Streiche mit Papierschnitzeln

Eine ausgiebige Besichtigungstour der Messe später war der Kunde immer noch da, scharwenzelte etwas auffällig im Umfeld von "Tromayer erlesene Gemälde" umher. Ob man denn schon das Geld gezählt hätte, wurde mehrmals nachgefragt. Irgendwann war es Tromayer zu bunt, In einer der Verhandlungspausen öffnete er also das Kuvert und siehe da, die Geldbündel hatten bloß zuoberst je einen 1000er (Schilling), der Rest - fein säuberlich zugeschnittene Papierschnitzel. Endlich ward der Streich enttarnt, das obligate Gelächter groß wie der nun schnell ausgehändigte Differenzbetrag. Noch heute amüsiert den mittlerweile 60-Jährigen diese Anekdote wie er sich für künftige Possen durchaus gewappnet sieht. Etwa, wenn er schon traditionell - auch aktuell zur 40. Auflage der Wiener Kunstmesse - den Stand Nummer 22 im Festsaal bestückt.

Mit seinem ersten Berufswunsch aus Kindheitstagen hat seine Tätigkeit als Kunsthändler und gerichtlich beeideter Sachverständiger nichts zu tun, auch nicht mit seiner Ausbildung als Goldschmied: Gärtner wollte er werden, erzählt Erich Tromayer, dessen Familie im Souterrain eines solchen Fachbetriebes logierte. In der Hinterbrühl lebt er noch heute, und von seinem grünen Daumen profitiert eine stattliche Bonsai-Sammlung. Zum Kunsthandel kam der passionierte Fliegenfischer über Umwege. Als Latein eine unüberwindbare Hürde schien, entschied er sich für einen Lehrberuf. Maurer oder Schmied? Dafür war er weder groß noch stark genug, also trat er eine Lehre als Goldschmied an, in dem Glauben, das sei eine nette und saubere Arbeit. Irrtum. Aber einerlei, das damals erworbene Basis-Know-how dient ihm noch heute. Geht es um Schätzungen von Kunstgegenständen, gilt er als Allrounder. Zwischendurch verdiente er sich in seinen frühen Zwanzigern Geld als Musiker, tingelte zusammen mit seiner Band durch Belgien und Deutschland. Der Wehrdienst beendete Rhythm & Rock, den gab es dann nur mehr an Wochenenden.

Im vierten Wiener Gemeindebezirk eröffnete Tromayer Anfang der 1970er-Jahre sein erstes Geschäft. Hier stöberte man fortan nach diversen Fundstücken, die er aus Verlassenschaften barg. Aus der Großen Neugasse verschlug es den jungen Familienvater in die Habsburgergasse, von dort in die Stallburggasse, bis er 1988 in der Dorotheergasse Nr. 7, seinem gegenwärtigen Geschäftssitz, endgültig sesshaft wurde. Unterstützt wird der Kunsthändler von seiner Ehefrau Inge und seit 2003 von seiner Tochter Rita. Das charakteristische Programm der Tromayers: ausgesuchte Bilder des 19. und 20. Jahrhunderts. Aktuell sind hier etwa ein 1838 datiertes Aquarell von Jakob Alt, Matthias Ranftls Abendstille (25.000 Euro) oder Ludwig Vollmars Bauernstube, ein Hauptwerk aus der Glanzzeit der Münchener Malerei, zu nennen. (kron / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.10.2008)