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Nach fast 30 Jahren Exil in Amerika kann er immer noch kein Englisch: Oskar Maria Graf (1894-1967) hat nicht nur in Sachen Lederhosen treu zu seiner Heimat Bayern gehalten. Der Bäckerssohn vom Starnberger See, der sich auf der Visitenkarte als "Provinzschriftsteller" auswies, ließ mitten in Downtown New York oder im Zug durch Ohio sein Gegenüber gern am bayerischen Dialekt abprallen - ein Tipp von einem Freund. Das hat ihm so manche Ticketaufzahlung erspart. Und mehr noch: Oskar Maria Graf hat es zu einem Wikipedia-Eintrag auf Westmittelboarisch gebracht: "Lemn, Weak, Literadua".

Lesungen und Gespräche, die während seiner wenigen Europareisen aufgezeichnet wurden (vor allem 1958 und 1960), sind nun auf der Doppel-CD Verbrennt mich! erschienen. Der Titel ist Grafs an die Nazis gerichteter Aufforderungsschrift zur Bücherverbrennung 1933 entliehen. Gar nicht mundartlich und damit dank O-Ton der Verklärung vorbeugend, beschreibt Graf Begegnungen mit Kollegen wie Brecht oder Thomas Mann, peinliche Auftritt u. a. im großbürgerlichen Haushalt Ludwig Ganghofers ("furchtbar viele Bestecke") und vor allem bayerisch-bayerische Zusammenkünfte in New York, wo Graf Chef der German-American Writers Association war. Dort hat es den fidelen Mann oft zu Bauernbällen gezogen, deren "gewaltmäßige Echtheit" der Trachten er verabscheute. "Echt" war für Graf etwas anderes: der "Kuhmist vom Schneidinger Sinnerl aus New Jersey". (Margarete Affenzeller / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 31.10./1.11./2.11.2008)