Grafik: STANDARD

Bild nicht mehr verfügbar.

Grafik: APA

Brüssel - "Der Horizont ist so düster wie das Wetter in Brüssel", beschrieb EU-Wirtschafts- und Währungskommissar Joaquín Almunia die am Montag vorgestellte Herbstprognose der EU-Kommission zur wirtschaftlichen Entwicklung.

Heuer wird die Wirtschaft der Eurozone noch um 1,2 Prozent wachsen, im kommenden Jahr werden es dann nur noch 0,1 Prozent sein, erwarten die Experten der Kommission. 2010 geht es dann mit einem Plus von 0,9 Prozent wieder leicht aufwärts. Die gesamte EU soll jeweils um 0,1 bis 0,2 Prozent stärker wachsen als die Eurozone.

Für die USA und Japan sind die Prognosen noch pessimistischer: In beiden Wirtschaftsräumen wird die Wertschöpfung um einen halben Prozentpunkt schrumpfen.

Österreich wird die Wirtschaftskrise der Prognose zufolge besser durchtauchen als die Eurozone: Heuer soll die heimische Wirtschaft vor allem wegen des starken ersten Halbjahres noch um 1,9 Prozent wachsen, im kommenden Jahr sollen es 0,6 Prozent sein und 2010 dann 1,3 Prozent. Noch im Frühjahr hatte die Kommission für die Eurozone ein Wachstum von 1,6 Prozent und für Österreich von 1,8 Prozent im nächsten Jahr vorhergesagt. Die österreichische Wirtschaft habe bisher vor allem von den Exporten profitiert, der private Konsum habe weniger zum Wachstum beigetragen, meinen die Ökonomen in Brüssel.

Das Wachstum bei den privaten Ausgaben sei mehr auf steigende Beschäftigungszahlen als auf Lohnzuwächse zurückzuführen. Österreich werde in den kommenden schwierigen Monaten von robusten Fundamentaldaten profitieren: Der Bankensektor sei von der Finanzkrise bisher kaum betroffen, und auch der Immobilienmarkt sei nicht so überhitzt wie in anderen EU-Staaten.

Aufgrund der schlechten Situation auf den Auslandsmärkten werde die Wirtschaft in den kommenden Monaten und möglicherweise Jahren hauptsächlich vom privaten Konsum gestützt, der pro Jahr im Schnitt um ein Prozent zulegen sollte.

Die Inflation fällt rasch

Die mit der Wirtschaftskrise verbundene geringere Nachfrage und die sinkenden Rohstoffpreise werden zu einem raschen Absinken der Inflation führen, meint die EU-Kommission. Heuer soll die Teuerungsrate in der Eurozone 3,5 Prozent betragen, im kommenden Jahr dann nur noch 2,2 Prozent und 2010 dann 2,1 Prozent. Auch hier liegt Österreich besser als der Durchschnitt: Heuer sollen die Preise um 3,4 Prozent zulegen, 2009 um 2,1 Prozent und 2010 nur noch um 1,9 Prozent.

Die Arbeitslosigkeit wird der Prognose zufolge wieder steigen: Von 7,6 Prozent in der Eurozone heuer auf 8,7 Prozent 2010. In Österreich soll die Arbeitslosenrate heuer bei 3,9 Prozent liegen, im kommenden Jahr bei 4,2 Prozent und 2010 schließlich bei 4,5 Prozent. (Michael Moravec aus Brüssel, DER STANDARD, Printausgabe, 4.11.2008)