Mäuse, die 16 Jahre tiefgekühlt waren, wurden in Japan geklont (undatierte Aufnahme einer tiefgekühlten Maus aus dem Jahr 2008).

Foto: National Academy of Sciences, PNAS

Washington - In Japan wurden Mäuse, die zum Teil bereits 16 Jahre lang tiefgekühlt waren, erfolgreich geklont. Einer der Nagerklone habe sogar gesunde Nachkommen gezeugt, berichten die Wissenschaftler um Teruhiko Wakayama vom Forschungszentrum Riken in Kobe in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften ("PNAS"; online vorab veröffentlicht). Die Forscher glauben, mit ihrer Methode auch eine Möglichkeit gefunden zu haben, bereits ausgestorbene Tierarten wieder auferstehen zu lassen, zum Beispiel im Dauerfrostboden konservierte Mammuts.

Die Forscher hatten die bei minus 20 Grad Celsius tiefgefrorenen Mäuse aufgetaut und ihnen Zellen entnommen, die sie dann zum Klonen benutzten. Eigentlich ist aufgetautes Gewebe als Ausgangsmaterial zum Klonen denkbar schlecht geeignet ­ - unabhängig davon, ob es einmal unter natürlichen Bedingungen in eisigen Gegenden eingefroren wurde oder absichtlich im Labor. Denn ohne die Zugabe von Frostschutzmittel werden die Zellen und das darin enthaltene Erbgut durch die beim Gefrieren entstehenden Eiskristalle zerstört.

Intakte Erbinformation

Wie die Forscher um Wakayama nun belegen, scheint aber zumindest in den Zellen einiger Gewebe ausreichend intakte Erbinformation vorzuliegen, um daraus gesunden Nachwuchs zu erzeugen. Vor allem Hirngewebe und auch Blut eignet sich demnach gut zum Klonen.

Methode

Die Wissenschafter setzten das Erbgut der aufgetauten Zellen in eine frische Eizelle ein, deren eigenes Erbgut zuvor entfernt worden war. Die Zelle begann sich daraufhin zu teilen. Daraus stellten die Forscher als nächstes Stammzellen her, die sich unendlich vermehren lassen. Auf diese Weise hatten sie das Erbgut der tiefgefrorenen toten Mäuse nicht nur wieder zum Leben erweckt, sondern es auch in unbegrenzter Menge verfügbar gemacht.

Im zweiten Schritt setzten sie nun das Erbgut einer Stammzelle wiederum in eine frische, entkernte Eizelle ein. Diese transplantierten sie dann in eine Leihmutter, die den Nachwuchs bis zur Geburt austrug. Auf diese Weise entstanden vier reine Klone. Einer starb gleich nach der Geburt aufgrund von Atemproblemen, ein weiterer wurde am darauffolgenden Tag von der Leihmutter gefressen. Die beiden anderen entwickelten sich normal.

Leihmutter-Suche

Alle Klone besaßen die gleiche Fellfarbe wie die Tiefkühlmaus, das gleiche Geschlecht und die gleichen genetischen Merkmale - sie waren also in der Tat deren Abkömmlinge. Um bereits ausgestorbene Tierarten wiederauferstehen zu lassen, müssten noch für die jeweilige Tierart geeignete Leihmütter gefunden werden, schränken die Forscher ein. Indem man Stammzellen aus tiefgefrorenem Erbgut erzeuge, verfüge man aber schon jetzt über die Möglichkeit, eine Art Genbank ausgestorbener oder bedrohter Tierarten zu erstellen. Ein ähnliches Vorhaben wird bei Pflanzen bereits realisiert. (APA/dpa)