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Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung haben am Dienstag ein gemeinsames Zuwanderungskonzept präsentiert. Die beiden Arbeitgeber-Organisationen wollen dabei die Migration nach Österreich auf neue Beine stellen.

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Wien - Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung haben am Dienstag ein gemeinsames Zuwanderungskonzept präsentiert. Die beiden Arbeitgeber-Organisationen wollen dabei die Migration nach Österreich auf neue Beine stellen. Ein stärkerer Fokus soll auf besser ausgebildete Arbeitskräfte gerichtet werden, niedriger Qualifizierte kommen in dem Konzept im Wesentlichen nur als Saisonniers vor. Vorstellbar ist jedenfalls für die Industriellenvereinigung, dass jährlich 20.000 bis 40.000 Zuwanderer ins Land kommen.

Im Wesentlichen besteht das Modell aus sechs Säulen. Die zahlenmäßig wohl wichtigste ist jene für den Bereich, wo eine Nachfrage für die jeweilige Branche in Österreich besteht. Dieser Bedarf am Arbeitsmarkt soll in dieser Säule neben der Qualifikation das wichtigste Kriterium sein. Um die notwendige Punktezahl zu erreichen, sollten aber auch zumindest einige andere Faktoren erfüllt werden, z.B. könnte es Bonuspunkte für Deutschkenntnisse sowie für Jüngere (unter 35) oder für gut ausgebildete Lebenspartner geben.

Ganz eilig haben es Kammer und IV für hochqualifizierte Zuwanderer. Die müssen nicht einmal einen Arbeitsplatz vorweisen und sollen in einem beschleunigten Verfahren zu ihrem Aufenthaltstitel bekommen. Weniger toll sieht es beim Arbeitgeber-Modell für die niedrig qualifizierte Migranten aus. Für sie bleibt nur die alt bekannte Saisonnier-Regelung über, was unter anderem bedeutet, dass diese nur befristet beschäftigten Arbeitnehmer in Tourismus und Forstwirtschaft etwa kein Recht auf Familienzusammenführung haben.

Grundsätzlich klar gestellt wurde vom Vorsitzenden des Ausschusses für Gesellschaftspolitik der Industriellenvereinigung, Georg Kapsch, dass Österreich ein Zuwanderungsland sei: "Das sollten wir endlich zur Kenntnis nehmen", meinte Kapsch bei der Präsentation des Migrationskonzepts Dienstagvormittag. Damit einhergehen müsse, dass sich Österreich als offene Gesellschaft präsentiere und die Zuwanderung nach transparenten Kriterien gestalte. Das bisherige Quotensystem sei dafür nicht mehr ausreichend.

Martin Gleitsmann, Abteilungsleiter für Sozialpolitik in der Wirtschaftskammer, erinnerte daran, dass Österreich besonders wenig qualifizierte Fachkräfte anziehe. Nur gut elf Prozent verfügten über eine höhere Ausbildung, womit man in der OECD Schlusslicht sei. Weiters verwies Gleitsmann darauf, dass es in Österreich noch immer bei manchen qualifizierten Berufen eine Mangelsituation gebe, zum Beispiel bei den technischen Berufen aber auch zuletzt bei den Köchen, und begründete damit die Notwendigkeit, weiter Zuwanderung möglich zu machen.

Wettbewerb um beste Köpfe

Für David Reisenzein von der IOM (International Organisation for Migration) hat die gesamte EU den Anschluss beim Wettkampf um die Fachkräfte verloren. Während in Amerika, Asien und Ozeanien schon seit Jahren die best Ausgebildeten gezielt angelockt würden, gebe es in der Europäischen Union 27 unterschiedliche System, die noch dazu alles andere als transparent seien. Hinzu komme, dass nun aber auch innerhalb Europas ein Wettbewerb um die besten Kräfte begonnen habe, etwa in Großbritannien, Deutschland und Tschechien. Daher müsse sich auch Österreich etwas überlegen.

Nachgedacht haben Wirtschaftskammer und IV auch über die Integration. Hier soll jeder Zuwanderer nach Ankunft ein individuelles Programm erhalten. Möglichst sollten die Migranten auch schon mit Vorkenntnissen einreisen. Ausgeklammert wurde der Bereich Asyl - nur so viel: Kammer und Industriellenvereinigung wünschen sich, dass Asylwerber nach drei Monaten im Land eine Arbeitsgenehmigung erhalten. (APA)