Grissemann und Stermann in "Willkommen Österreich".

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Der Kabarett-Auftritt von Dirk Stermann und Christoph Grissemann im Dezember an der Klagenfurter Universität ist abgesagt worden. Angesichts der aktuellen Umstände halte man eine Durchführung für nicht verantwortungsvoll, hieß es in einer Stellungnahme des Managements am Dienstag. Die beiden Satiriker hatten nach der ORF-Sendung "Willkommen Österreich" am 23. Oktober, in dem sie dem Tod Jörg Haiders und den folgenden Tagen in Kärnten breiten Raum gewidmet hatten, zahlreiche Drohungen erhalten. Darüber hinaus war auf den Kärntner Eventmanager Ingo Krassnitzer vergangene Woche offenbar ein Anschlag verübt worden.

BZÖ kündigte Beschwerde an

Grissemanns und Stermanns Betrachtungen des Umgangs einiger Kärntner Politiker mit dem Ableben Jörg Haiders hatte in Kärnten zu teils heftigen Protesten geführt. Dass BZÖ meinte sogar, dass sich vom "Anti-Kärnten-Programm" des ORF der Großteil der Kärntner Bevölkerung beleidigt fühle. Eine Popularbeschwerde wurde angekündigt. Dem Rektor der Universität Klagenfurt, Heinrich C. Mayr, wurde nahegelegt, den für den 11. Dezember angesetzten Auftritt des Kabarettistenduos an der Universität zu untersagen.

Bis Montag war von einer Absage keine Rede gewesen, Udo Leitner von der Agentur Hoanzl erklärte noch, die Fans hätten ein Recht darauf, "Die deutsche Kochschau", eine Nazi-Parodie der beiden, zu sehen. Stermann meinte dazu im "Falter", wenn man im Internet Postings von Leuten lese, "die busweise dort hinfahren möchten, damit wir in Särgen zurück geschickt werden, dann ist das keine gute Voraussetzung für einen lustigen Abend".

"Keine bösartige Berichterstattung"

Die Aufregung in Kärnten verstehe er nicht, sagte er in der am Mittwoch erscheinenden Ausgabe der Wiener Wochenzeitung. "Das war keine bösartige Berichterstattung", meint er. "Wir haben uns angesehen, wie diese Trauer - und zwar eine verordnete Trauer - zelebriert wurde. Die Kärntner müssen es aushalten, wenn ein Deutscher ihre Tracht trägt. Deswegen ist nicht das ganze Land entweiht." Man habe aus Pietätsgründen auch einige Passagen aus dem Programm genommen, etwa Filmaufnahmen von der Familie Haider.

Stermann findet, "es sollten sich alle an Claudia Haider ein Beispiel nehmen. Die ist wahrscheinlich traurig, dass ihr Mann gestorben ist, geht aber cool mit diesem Hype um. Dabei ist sie von Haiders Tod wesentlich mehr betroffen als der Herr Dörfler."

Petzner ein emotionaler Mensch

Über den designierten BZÖ-Obmann Stefan Petzner, der in der ORF-Satireshow ebenfalls parodiert wurde, sagt Stermann: "Ich habe Petzner zum ersten Mal kurz vor Haiders Tod wahrgenommen, bei einer Pressekonferenz über dieses Straflager für Asylwerber auf der Alm. Er saß dort und hat immer so hämisch gelacht. Da habe ich gemerkt, dass das ein emotionaler Mensch sein muss, weil der große Freude empfinden kann, wenn Ausländer auf einen Berg gesetzt werden. Da ist es doch okay, auch darüber zu reden, wenn der nicht lacht, sondern weint. Da muss er auch mit so einer kleinen Parodie fertig werden."

Radmuttern gelockert

Der in der Dienstag-Ausgabe der "Kleinen Zeitung" gemeldete Anschlag auf Krassnitzer dürfte dann den Ausschlag für die Absage gegeben haben. Am Fahrzeug Krassnitzers waren vergangene Woche einige Radmuttern gelockert worden. Er bemerkte am 29. Oktober auf der Fahrt von Klagenfurt nach Wolfsberg, dass sein Auto plötzlich zu schlittern begann. An einem Rad waren vier der fünf Muttern gelockert worden. "Es gibt keinen endgültigen Beweis dafür, dass die Aktion mit den Radmuttern in Zusammenhang mit dem Auftritt steht", sagte Krassnitzer. Doch eine andere Erklärung findet er nicht. "Ich habe keine persönlichen Feinde." Landeshauptmann Dörfler meinte zu dem möglichen Anschlag: "Vielleicht hat er gerade Winterreifen gewechselt." (APA)