Brüssel / New York - Der belgische Außenminister Karel De Gucht steht im Verdacht, sich an der Finanzkrise bereichert zu haben. Mehrere belgische Zeitungen berichteten am Dienstag, die belgische Finanzmarktaufsicht CBFA habe Ermittlungen gegen den liberalen Politiker eingeleitet. Der Chefdiplomat wird verbotener Insidergeschäfte bezichtigt.

Nach Angaben der Zeitschrift Humo soll De Gucht am 3. Oktober Aktien der angeschlagenen belgisch-niederländischen Fortis-Finanzgruppe im Wert von 500.000 Euro verkauft haben. Kurz darauf kündigten die Regierungen der Niederlande und Belgiens die Zerschlagung des Konzerns an. Die Fortis-Aktie verlor daraufhin mehr als die Hälfte an Wert und landete bei 1,93 Euro. Der Außenminister wies die Anschuldigungen zurück.

Der Liberale räumte aber ein, seine Frau und ihr Bruder hätten am fraglichen Tag 2000 Fortis-Aktien für 5,50 Euro pro Anteilsschein verkauft. Damit läge der Ertrag nur bei 11.000 statt bei 500.000 Euro. Der Fortis-Kurs war bereits zuvor auf Talfahrt gegangen. Grund war auch ein staatliches Rettungspaket für Fortis in Höhe von 11,2 Milliarden Euro.

Verurteilung in den USA

In den USA hat ein Gericht einen früheren Manager der Schweizer Bank UBS am Montag wegen Insiderhandels zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt. Das Gericht in Manhattan sah es als erwiesen an, dass der Bankmanager sein Wissen bewusst für einen Missbrauch weitergegeben habe.

Der Mitarbeiter verkaufte demnach fünf Jahre lang - von 2001 bis 2006 - nicht-öffentliche UBS-Empfehlungen für Aktienkäufe. Die Analysen wurden dafür genutzt, Handel zu betreiben, bevor Höher- oder Herabstufungen von Aktien durch UBS-Analysten bekannt oder Firmennachrichten von Morgan-Stanley-Kunden publiziert wurden.

Dem Insider-Ring gehörten 13 Personen an, darunter Mitarbeiter ehemals angesehener Wall-Street-Institute wie Bank of America, Morgan Stanley und Bear Stearns. Mit den Transaktionen sackten die Beteiligen der Anklageschrift zufolge 17,5 Millionen Dollar (13,62 Mio. Euro) ein.

Aufgeflogen ist der Ring im März des Vorjahres im Zuge einer Untersuchung der US-Börsenaufsicht SEC. Sie hatte mehrere Großbanken auf Insiderhandel durchleuchtet. (Reuters, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 05.11.2008)