Wien - Nur weil neue Gastronomieprojekte am Naschmarkt tabu sind, ist keineswegs Stillstand angesagt - stattdessen wird an bestehenden Lokalen herumgebastelt oder, wie in einem Fall, radikal neu geplant und umgebaut. Konkret geht es um das am stadtäußeren Ende des Gastronomieganges gelegene Gasthaus Wickerl, das nun eine Baustelle ist - noch bis Anfang März 2009.

Die Bauzeit darf als Hinweis gelten, dass hier Großes im Werden ist: Haya Molcho, die das im Vorjahr mit Ex-Geschäftspartner Kaikov eröffnete "Tewa" verlassen hat, schafft hier gemeinsam mit "Nautilus" -Betreiber Sabu Topallar ein einstöckiges Restaurant mit teilverglaster Dachfläche. Erstmals, so Molcho, werde man "mit Panorama-Aussicht auf das Markttreiben" speisen können. Das mag angesichts der Denkmalauflagen gewagt klingen, Andreas Weber vom Marktamt bestätigt aber, dass "alles durchgegangen und die Bewilligung nur noch ein Formalakt" sei.

Das "Neni" , so der von Molcho und ihren co-geschäftsführenden Söhnen gewählte Name, soll auch sonst neue Standards setzen: mit einem ambitionierten Gastrokonzept - viele der mediterran-levantinisch inspirierten Speisen sollen aus einem Holzofen kommen, ein eigens gepflanzter Baum (!) wird am Markt für Schatten sorgen - und einer Take-away-Schiene, wo im Gegensatz zu den grassierenden Antipasti-Standeln, "ausschließlich hausgemachte Spezialitäten" und frisch gebackenes Brot angeboten werden sollen. Auch Fastfood ist für Molcho ein Thema, "allerdings nur, wenn es richtig ,slow‘ gemacht wird" . Dem Vernehmen nach ist auch hierfür frisch Gebackenes aus dem Ofen geplant.

Ganz neu wird auch eines der ganz wenigen Standeln mit authentischer Asia-Küche werden: Van Lam, Betreiber der vietnamesischen Garküche "Phô Saigon" , hat den angrenzenden Asia-Markt (mit Eingang im Hauptgang) übernommen und wird beide Bereiche - hier Restaurant, da Lebensmittel über die Gasse - miteinander verschränken. Auch hier ist März der Eröffnungstermin.
Und sonst? Marktamt-Leiter Weber beharrt darauf, dass es "keine neuen Gastro-Standeln" mehr geben dürfe. Was er sich aber durchaus vorstellen kann, sind Zwischenlösungen, wo Marktstand und Speisenangebot eine Symbiose eingehen: "Ich appelliere ständig an die Standler, ein bissl Kreativität walten zu lassen. Nur weil es keine neuen Sitzplätze geben wird, dürfen trotzdem neue Gastroschienen entwickelt werden." Als Beispiel nennt er den "Bambuskorb" von Ben Lu, wo neben einem florierenden Asia-Markt seit Jahren Kurzgerührtes aus dem Wok in Pappschachteln gefüllt und gleich vor Ort verzehrt wird. (Severin Corti, DER STANDARD Printausgabe, 05.11.2008)