v.l.n.r.: Klaus Emmerich, Fritz Plasser, Andreas Pfeifer, Georg Hoffmann-Ostenhof bei der Diskussion zu "Amerika hat gewählt".

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Klaus Emmerich, ORF-Journalist in Pension, fiel in der ORF-Wahlnacht mit eigenwilligen Aussagen über Schwarze und Barack Obama auf. Der ORF distanziert sich, verweist auf die Livesendung und will Emmerich nicht mehr einladen.

Im Gespräch mit dem STANDARD legt Emmerich nach: "Eine äußerst beunruhigende Entwicklung" sehe er in Obamas Wahl. Etwa weil "die Schwarzen in ihrer politisch-zivilisatorischen Entwicklung noch nicht so weit" seien.

Obamas "rhetorische Brillanz" wiederum und "die Art, wie er eine Bewegung organisiert, stimmen mich als gelernten Europäer und Österreicher seltsam im Gemüt." Spielt er damit auf Adolf Hitler an? "Das haben Sie gesagt", erklärt Emmerich, ohne aber zu dementieren. Bei dieser "Emotionalisierung der Politik, dieser Bewegungsgeschichte", und dieser Art, "Menschen charismatisch gekonnt anzusprechen" sei die "Gefahr des Missbrauchs sehr hoch", sagt er.

Emmerichs O-Ton im ORF (in leicht gekürzten Auszügen): "Ich halte die Amerikaner nach wie vor für Rassisten und es muss ihnen schon sehr schlecht gehen, dass sie so eindrucksvoll - das muss man ja sagen - ist auch keine Frage - einen Schwarzen mit einer Schwarzen sehr gut aussehenden gscheiten Frau ins Weiße Haus schicken - denn ich bin mal neugierig, wie das weiße Amerika reagiert. Das wäre ungefähr so wie wenn wir den nächsten - wie wenn der nächste Bundeskanzler ein Türke wäre in Österreich - das schau ich mir an."

"Rassistisch? Richtig!"

"Zunächst muss man sehen, wieviel Wahlbeteiligung das war. Es war eine erstaunlich hohe, und das ist die Motivation, das ist, was es mir auch unheimlich macht: die Art mit Emotion, mit Sympathie, mit Intelligenz, alles gar keine Frage bei Obama. Im Vergleich zu den jetzigen Präsidenten ist es leicht, genial, begabt, charismatisch und weiß nicht was alles zu sein wie Obama. Aber trotzdem, das weiße Amerika, vielleicht ist das ein Rückzug. Vielleicht erleben wir jetzt einen Umbruch. Die alte Gesellschaftsordnung hat basiert auf weiße Gesellschaft mit Sklaven, also Leute hereinholen, wenn sie es haben wollen, auch aus Europa bis hin zur jüdischen Emigration im 2. Weltkrieg. Jetzt sind die Amerikaner vielleicht sich selbst überlassen. Ich möchte mich nicht von einem Schwarzen in der westlichen Welt dirigieren lassen. Wenn sie sagen, des ist eine rassistische Bemerkung: richtig, ist gar keine Frage. Sind wir in unserer Gesellschaftsverfassung in der Lage, einen so hochbegabten Mann, der ein Zeichen trägt, was für ein Zeichen immer, zu verdauen, nämlich wir in Europa. Da habe ich große Zweifel." (fid/DER STANDARD; Printausgabe, 6.11.2008)