Schutz gegen tschechische Strahlen: Fiktives Katastrophendrama "Der erste Tag", 20.15 Uhr im ORF.

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Im grenznahen Atomreaktor Dukovany passiert ein Unfall. Radioaktivität tritt aus, dann dreht der Wind, Starkregen setzt die Waldviertler tödlichen Strahlen aus. Schließlich: GAU trifft Horn.

So bildet es der ORF-Film "Der erste Tag" von Andreas Prochaska (20.15, ORF 2) ab, der irritierende Auftakt eines Schwerpunkts zu 30 Jahre Zwentendorf. Die Tragödie passiert vor dem Hintergrund privater Schicksale - wir kennen sie aus Myriaden von Katastrophenfilmen: die ängstliche Schwangere, ahnungslose Teenager, bodenständige Bürger, unschuldige Kinder, zaudernde Beamte und natürlich der, dem keiner glaubt.

"In Österreich ist alles in Ordnung. Wir sind vorbereitet", fasste ORF-Spielfilm-Chef Heinrich Mis die Recherchen von Autorin Susanne Freund zusammen. In der Tat: Im Film arbeiten Behörden und Heer perfekt nach Katastrophenplan. Kleines Detail: Das Bundesheer unterstützte den Film und darf sich über Imagewerbung freuen.

Problematisch

Der Subtext des Films ist problematisch. Die Angstkampagne der "Krone" zu Temelín ist noch keine sechs Jahre alt. Jörg Haider wollte per Volksabstimmung den tschechischen EU-Beitritt verhindern. Mehr als um Strahlenangst ging es um tiefliegende Fremdenfeindlichkeit. Dukovany liegt 40 Kilometer nördlich der österreichischen Grenze. Im Umkreis von 200 km zu Österreich stehen mehr als dreißig Reaktoren, etliche deutsche und schweizerische. Warum musste man den Standort unbedingt real verorten? "Es ging uns nicht darum, einen Buhmann zu finden", sagt Regisseur Andreas Prochaska. "Der Unfall könnte überall passieren." Ob die tschechische Regierung das auch so sieht? Man werde den Film anschauen, teilte die tschechische Botschaft auf Anfrage mit.

Um 22.30 Uhr folgt Tom Matzeks Zwentendorf-Doku, Ingrid Thurnher diskutiert ab 23.00 Uhr mit den Forschern Wolfgang Kromp und Helmut Rauch sowie Ex-Verbundchef Walter Fremuth und der ehemaligen Grünen-Chefin Freda Meissner-Blau. (Doris Priesching, DER STANDARD; Printausgabe, 6.11.2008)