Foto und Copyrights: anwora.com

Die Israelitische Kultusgemeinde mobilisiert weiter gegen das Wiener Leopold Museum.

Foto: anwora.com

Nach der IKG-Aktion: Ein Polizist nimmt Ariel Muzicants Daten auf.

Foto: Trenkler

Wien - Mit einer spektakulären, selbst von den Siwacht-Mitarbeitern freundlich aufgenommenen Aktion machte die Israelitische Kultusgemeinde am Sonntag, dem 70. Jahrestag der Reichspogromnacht, im Museumsquartier auf die Raubkunst-Problematik im Zusammenhang mit der Stiftung Leopold aufmerksam: Um elf Uhr begannen IKG-Präsident Ariel Muzicant, Geschäftsführerin Erika Jakubovits und gut 30 Mitarbeiter den Zugang zum Museum mit gelben Absperrbändern abzuriegeln, auf denen "Raubkunst Tatort" stand. Und auf die Fassade wurden Plakate geklebt.

Man trug schwarze Jacken und Kappen mit der Aufschrift "Raubkunst Special Farce". Denn das Museum Leopold, vom Bund errichtet und finanziert, ist nicht zur Rückgabe in der NS-Zeit gestohlener Kunstwerke verpflichtet - und wird es auch künftig nicht sein: Eine von Kulturministerin Claudia Schmied einberufene interministerielle Arbeitsgruppe hatte, wie der Standard am 21. Oktober exklusiv berichtete, der Idee einer Lex Leopold eine Absage erteilt. Obwohl ein von der IKG in Auftrag gegebenes Rechtsgutachten sehr wohl legistische Möglichkeiten aufzeigt.

"Raubkunst bleibt Raubkunst, auch wenn man versucht, die Rückgabe mit juristischen Spitzfindigkeiten zu verhindern", sagte Muzicant dem Standard, der als einzige Tageszeitung eingeladen worden war, der Aktion beizuwohnen. "Leopold soll wissen, dass wir keine Ruhe geben werden."

Um 11.15 Uhr trafen zwei herbeitelefonierte Polizisten ein. Sie notierten Muzicants Personaldaten und meinten eher lapidar, dass die Fluchtwege nicht versperrt sein dürfen. Das war es.

Das Leopold Museum protestierte in der Folge gegen die Vorgehensweise der "Aktivisten": Rudolf Leopold hätte bewusst in schiefes Licht gesetzt werden sollen. (Thomas Trenkler, DER STANDARD/Printausgabe, 10.11.2008)