Auf das Wesentliche reduzierte visuelle Protokolle potenziell staatstragender Sitzungen: Lisa Ruyter, "The Double Garden", 2008. 

Foto: Georg Kargl Fine Arts / Tania Marcadella

Giftige Farben sind das Markenzeichen von Lisa Ruyter. Umso passender das Sujet ihrer aktuellen Werkserie "Atoms for Peace", für die sie an Sitzungen des Gouverneursrats der Internationalen Atomenergieorganisation teilgenommen hat.

Es sind großformatige und mächtige Bilder, die Lisa Ruyter in ihrer Ausstellung präsentiert. Immerhin handelt es sich bei den dargestellten Szenen um Motive, die die Künstlerin als akkreditierte Journalistin bei einer Konferenz der Internationalen Atomenergieorganisation aufgenommen hat: "A Short Glance at Iran's Peaceful Nuclear Activities" steht auf einer Tafel, unter der sich Redner scharen, während ein anderes Bild die ernsten Gesichter der im Publikum sitzenden Ländervertreter zeigt. Ruyter hält zudem das Umfeld fest: Die Internationalität und Staatsmacht suggerierenden Fahnen, den Sicherheitsdienst und die Medien, deren Präsenz durch Mikrofone und Kameras ins Bild gerückt wird.

Ausgangspunkt der teils überdimensionalen Kompositionen sind Fotografien, die Ruyter in abstrahierter Form präsentiert: Sie übernimmt nur bestimmte Bildausschnitte, verzichtet auf unwichtige Details, und fertigt so ihre an Comics erinnernden Skizzen, deren Flächen sie gleichmäßig mit Farbe ausgefüllt. Über die Vorgänge hinter ihren visuellen "Protokollen" erfährt man nicht viel, schließlich geht es ihr nicht so sehr um das Thema als um die seltsame Spannung, die sie mit der Spaltung zwischen dem gewichtigen Inhalt und seiner formalen Ausarbeitung erzielt. (cb / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.11.2008)