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Die "European Crystal Cow" trägt natürlich Swarovski. Wer die Luxusmesse besucht, kommt an ihr nicht vorbei. Für 50.000 Euro kann sie mit nach Hause genommen und im Garten aufgestellt werden.

Foto: APA/Georg Hochmuth

Wien - In Gerhard Krispls Welt gibt es ein paar Dinge einfach nicht. Neid zum Beispiel. "Niemand", betont Krispl, "ist hier dem anderen neidig." Darauf ist Gerhard Krispl stolz. Schließlich ist es ja wirklich nicht selbstverständlich, dass sich ein Mitbewerber freut, wenn am Stand neben seinem eine vierköpfige Familie eine einwöchige Kreuzfahrt um 75.000 Euro bucht. Pro Nase, versteht sich. Draußen, im rauen Wind des wirklichen Lebens, weiß Gerhard Krispl, könnte es vorkommen, dass das Missmut erregt. Oder sogar Neid.

Aber Krispls Welt ist eben anders: Einmal im Jahr - heuer bereits zum dritten Mal - bittet der Steirer für drei Tage in die Wiener Hofburg zur Luxusmesse. Und weil er weiß, was sich gehört, schreibt er das Thema zwar in Blockschrift in die Titelzeile, beweist dann aber auch Manieren: "LUXURY, please" heißt seine Messe. Und im Vergleich zu ähnlichen Veranstaltungen - etwa der "Millionaire Fair" - klingt das ja beinahe dezent.

Doch damit hat es sich dann auch schon in Sachen Dezenz. Von heute, Freitag, bis inklusive Sonntag disqualifiziert sich in der Hofburg nämlich, wer nach Preisen fragt. Schließlich ist es jemandem, der eine Handtasche um 1,2 Millionen Euro kauft, vermutlich egal, ob ein Bonsai 25.000 oder 30.000 Euro, ein Bauernschrank 35.000 oder 37.000 Euro oder ein Kollier 116.000 oder 120.000 Euro kostet: Mit solch kleinlichen Fragen beschäftigen sich höchstens Habenichtse. Oder Journalisten, die vorab einen ersten Blick auf all die Herrlichkeiten werfen duften und für den Veranstalter schon deshalb wertvoll sind: Die Berichterstattung über seine Schau, verrät Krispl gern, ist "über eine Million Euro wert".

Da verzeiht man es den Reportern sogar, wenn sie den Maibach-Vertreter fragen, wie hoch denn die monatliche Leasingrate für das hier ausgestellte Modell (Kaufpreis: 1,3 Millionen Euro) wäre. Oder, wenn sie es für erwähnenswert halten, dass jeder Käufer einer Saliera-Nachbildung (17.000 Euro) neben einem Packerl Salz auch noch einen Löffel bekommt.

Der Veranstalter braucht nämlich das Laufpublikum: 23.000 Tickets gibt es (ab 29 Euro). Und diese Tickets werden wohl genutzt werden. Motto: "Gemma Klunker schauen." Die 100 Aussteller auf den 4000 Messe-Quadratmetern leben dagegen nur von den Verkäufen - sie kämen jedoch nicht Jahr für Jahr wieder, wenn sich der Aufwand nicht rechnen würde.

Und die Finanzkrise? Obwohl Krispl betont, dass "trotz allem genug Geld im Umlauf ist", behaupten Insider, dass die Stände heuer nicht ganz so rasch ausgebucht gewesen seien wie früher. Und eine für die russische Community in Wien schreibende Journalistin merkte an, dass mittlerweile sogar diese Szene "vorsichtig wird. Auch wenn das bedeutet, nur zwei statt drei Pelzmänteln zu kaufen".

Die Russen, weiß Krispl aber, sind der Schnittlauch auf seiner Luxussuppe: "Viele leben hier wegen des Lebensstandards und der Sicherheit. Auch darum habe ich Wien als Standort gewählt. Außerdem wegen des Flairs der Stadt und ihrer Drehscheibenfunktion zwischen Ost und West."

Denn der noble Wiener Kohlmarkt, glaubt der Messemacher, ist seiner Klientel nicht gut genug: "Da muss ich von einem Geschäft ins nächste gehen. Aber hier gustiere ich Trüffel und kann meinen Ferrari ordern, während meiner Frau Juwelen gezeigt werden."

Apropos Trüffel: Freitagabend findet im Rahmen der Messe eine Trüffelauktion statt. Die Ausrufungspreise liegen bei 5000 Euro. Pro Kilo. 2007 betrug das durchschnittliche Monatseinkommen in Österreich 2113 Euro. Brutto. (Thomas Rottenberg, DER STANDARD - Printausgabe, 21. Februar 2008)