Anna Ramach-Starkl (Rewe-Group)

Foto: Standard/Regine Hendrich

Michaela Novak-Chaid (Hewlett-Packard)

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Gertraud Polz (Merck-Sharp&Dohme)

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Rita Niedermayr-Kruse (Controller-Institut)

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Claudia Beermann (Falkensteiner-Hotelgruppe)

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"Wer erst in der Krise beginnt, die Kosten anzusehen, ist zu spät dran. Wir haben früh begonnen - das wurde in der Hochkonjunktur teilweise nur schwer verstanden", sagt Michaela Novak-Chaid, Finanzdirektorin der Hewlett-Packard. Zu den Aufgaben gehöre, quasi die Krise immer in sich zu tragen, formuliert Rita Niedermayr-Kruse, Geschäftsführerin des Controller-Institutes eine "Grundregel": "In zyklisch vorteilhaften Phasen strategisch nachhaltig agieren". Das werde allerdings nicht überall eingehalten. "Das hat in den vergangenen Jahren schon vermehrt stattgefunden", so Claudia Beerman, Finanzvorstand der Falkensteiner-Hotelgruppe: Controllingprozesse seien optimiert, ebenso Frühwarnsysteme. Sorgen bereite dennoch: Weiter fortschreitendes Derisking der Banken, Stopp bei der CapitalExpenditure, enge Rahmen auch beim Working Capital. Vulgo: Kreditklemme. Treffen werde sie wohl jeden - je höher das beständige Performance-Bewusstsein, desto weniger Schaden.

Zuversicht

"Solche Situationen bringen höhere Wertigkeit, Zahlenverantwortliche werden viel mehr auch strategisch eingebunden, das macht den Job interessanter", so Gertraud Polz, beim Pharma-Riesen Merck-Sharp & Dohme (MSD) für die Financial Services Europa, Mittlerer Osten, Asien und Kanada zuständig. Und: Wer jetzt mitreden wolle, müsse seine Qualifikationen in der Organisation schon lang zuvor aufgebaut haben. Zentral sei, so Niedermayr, "nicht Endzeitstimmungen durch Negativsicht zu verstärken". Zuversicht sei eine zentrale Ingredienz der Rolle als strategischer Business- und Sparringpartner der Unternehmensleitung.

"Gratwanderung"

"Eine Gratwanderung", sieht Anna Ramach-Starkl, Leiterin des Konzern-Controlling bei Rewe, in ihrer Rolle: "Kritisch genug und nicht zu beliebt zu sein", gleichzeitig eine gute Kommunikationsbasis zu pflegen. Wahrheiten nicht wie "nasse Fetzen" kundtun, stimmt die Runde zu. Tatsache bleibe aber, dass Controller oft unpopuläre Botschaften zu überbringen hätten. "In diese hineinhelfen wie in einen Mantel", rät Niedermayr.

Einig sind alle Finance-Leaders in der Diskussion: Jetzt schnell, schnell bei Mitarbeiterinvestitionen zu sparen sei sicher falsch. Weiters einig: Es braucht an der Spitze der Finanzen Persönlichkeiten, die "das Business verstehen" und Sicherheit geben. Das bedürfe ständiger Auseinandersetzung. Und: Dass die Zahlenchefinnen Frauen sind, das sei nie Thema in ihren Karrieren gewesen.

Zurück zur Kreditklemme und der Kontraktion in der Wirtschaft: Kreditfinanzierung wird zugunsten von Eigenkapitalfinanzierung rückläufig gesehen. Ein "großes Fragezeichen" stehe derzeit über der gesamten Produktpalette der Banken und dem Entwicklungsstand des Finanzierungsthemas. Claudia Beermann: „Andere Werte kommen in den Vordergrund, nämlich Unternehmen mit Personen dahinter, die Glaubwürdigkeit besser darstellen können." (Karin Bauer, DER STANDARD, Printausgabe, 29./30.11.2008)