Wiener "Flex"-Betreiber Thomas Eller erzählt von absurden Situationen, wo  Dealer die ganze Nacht unbehelligt im Spalier beim Brückenabgang Heroin, Kokain, Ecstasy und Haschisch verkauften. Die Polizei aber um 4.00 Uhr mit 15 Mann anrückte um das Flex zu schließen

Foto: Heribert CORN

Wien - Der Betreiber des Wiener "Flex", Thomas Eller, fordert für die Musiklokation eine Ausweitung der Sperrstunde von derzeit 4.00 auf 6.00 Uhr, wie sie auch für "Kommerzdiscos" wie den Praterdome oder die Nachtschicht gelte. Schließlich könne ein Club in der Größe des Flex, der für sein alternatives Bandprogramm bekannt ist, ohne Verlängerung nicht überleben.

Bisher wurde die Ausweitung der Sperrstunde mit dem Argument verweigert, weil es rund um das Szenelokal am Donaukanal zu viele Straftaten im Bereich Drogenhandel gebe. "Anstatt Dealer zu verfolgen, führt die Polizei 'rigorose Sperrstundenkontrollen' durch", kritisiert Eller .  "Die Begleitkriminalität wird dem Flex in die Schuhe geschoben", so der "Flex"-Betreiber.

Szene wurde zum Schottenring gedrängt

Der "ganze Spuk" habe vor drei Jahren begonnen, als die "Drogenszene Schwedenplatz" zerschlagen wurde. Die Szene sei dem Club bei der U-Bahn-Station Schottenring regelrecht vor die Füße getrieben worden. Mangels polizeilicher Kontrolle habe sich ein Art "Drogennaschmarkt" entwickelt, so Eller

Absurde Situationen mit der Polizei

Nach regelmäßigen Beschwerden sei die Polizeiarbeit im betroffenen Bereich Augartenbrücke ab Juli 2008 zwar intensiviert worden. Im Zuge dieser Offensive sei einigen Inspektoren jedoch "der alte leidige Flex-Schwachpunkt", die behördlich mit 4.00 Uhr festgesetzte Sperrstunde, wieder eingefallen, meint Eller: "Dabei kam es auch zu absurden Situationen, wo die Dealer die ganze Nacht unbehelligt im Spalier beim Brückenabgang Heroin, Kokain, Ecstasy und Haschisch verkauften und die Polizei um 4.00 Uhr mit 15 Mann das Flex schloss."

Probleme mit Straftaten will der Betreiber aber auch nicht abstreiten. So habe es von Jänner bis September 2008 rund 600 Anzeigen wegen Raubüberfall, Körperverletzung oder Drogenhandel gegeben.Für den Lokalchef haben "polizeilichen Anfeindungen" aber eine lange Geschichte. Diese reichten demnach bis 1993 zurück, als die Bauverhandlungen zur Errichtung des Nachtclubs in einem ungenutzten U-Bahn-Schacht begonnen hatten. Seither hätten Dutzende Behördenverhandlungen stattgefunden, wobei es von der Polizei ausschließlich negative Stellungnahmen gegeben habe.

ÖVP sieht SPÖ-Versagen in der Drogenpolitik

Die  Wiener ÖVP sieht in der neuerlichen Diskussion rund um das Flex einen Beleg dafür, dass das Drogenkonzept der regierenden SPÖ nicht funktioniere und stellt sich auf die Seite der Exekutive. Eller solle lieber mit der Polizei kooperieren, anstatt diese "anzuschütten", forderte der nicht amtsführende Stadtrat Norbert Walter: "Erst dann wird man vernünftig über die Ausweitung der Sperrstunde reden können."

FPÖ: Suchtgiftszene entstand mit Lokal

Die Freiheitliche Polizeigewerkschaft spricht sich gegen die Forderung von Thomas Eller aus. Eine etwaige Ausweitung der Sperrstunde bedeute, dass die kriminellen Machenschaften im Umfeld des Szenelokals nur zeitlich verlängert würden, so Werner Herbert, Vorsitzender der AUF/Exekutive Wien (Aktionsgemeinschaft Unabhängiger und Freiheitlicher).

Es sei ein Faktum, dass der Club nicht nur die Drogenkriminalität offensichtlich anziehe, sondern sich im Nahbereich auch laufend kriminalistisch und strafrechtlich relevante Tatbestände ereigneten. Die Suchtgiftszene sei erst mit der Ansiedlung des Lokals am Donaukanal dort entstanden: "Darüber hinaus ist bekannt, dass das Flex vor seiner Übersiedelung in die Innenstadt an seinem alten Standort in Meidling ähnliche Probleme hatte."(APA)