Ungewohnte Töne spuckt derzeit die Autoindustrie: Noch nie zuvor war auf Präsentationen übermotorisierter Sportwagen so viel von Spritverbrauch und Emissionen die Rede. Der Druck der EU-Kommission spornt die süddeutschen Ingenieure an, das zu tun, was sie am besten können: die PS-Leistung pro Kilogramm Auto zu steigern.

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Der neue Porsche Cayman zeugt wieder einmal von der Fertigkeit der Zuffenhausener Düsentriebs, wie man hier noch ein Gramm und dort noch eines einspart und gleichzeitig dank besserer Computersteuerung des Antriebs, dank besserer Werkstoffe und - nicht zuletzt - dank viel Zeit (ist Geld), die in Entwicklung und Abstimmung der technischen Wunderwerke gesteckt werden kann.

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Der seit 2005 verfügbare verlötete Cayman ist baugleich mit dem offenen Porsche Boxster, der vor zwölf Jahren als damals zweite Baureihe neben dem Neunelfer aufgelegt worden war. Er setzte auf das Mittelmotorkonzept, mit dem Aggregat im Gnack des Fahrers, das Ferry Porsche vor sechzig Jahren schon mit dem Porsche 356 verfolgt hatte.

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Parallel zur Leistungs- und Performanceverbesserung beim Leithammel Neunelf wurde auch dem "kleinen" Porsche immer mehr Schmalz antrainiert, wenngleich die Firma stets darauf bedacht war und ist, dass die leichten Boxster/Cayman dem immer schwerer gewordenen Klassiker nicht um die Ohren fahren.

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Ab März 2009 kommt der Cayman in der zweiten Generation. Die Karosserie wurde sanft erneuert. Mehr passierte unter dem Blech: Zwei neue Motoren gibt es, einen 2,9-Liter-Sechszylinder mit 265 PS / 300 Nm für die "Einstiegsversion" (in Österreich mit 58.900 Euro in der Liste) sowie der 3,4-Liter-Sechszylinder-Direkteinspritzer mit 320 PS / 370 Nm (73.300 Euro, von Billig-Porsche keine Spur).

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Eine Meisterleistung ist das Doppelkupplungsgetriebe, mit dem sieben Gänge (statt serienmäßig sechs) ohne Zugkraftunterbrechung sortiert werden (Aufpreis: 2500 bis 2700 Euro). Porsche verwendete bereits in den 80er-Jahren zwei ineinander verwobene Kupplungen (mit hydraulischer Steuerung) in Rennwagen, jedoch hielten die nur ein Rennen lang. Dank neuester Prozessortechnik sind die Getriebe nun bestens mit dem Motor abgestimmt.

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Vom Dahingondeln im Siebten zum Kick-down mit dem zweiten Gang braucht das Getriebe den Wimpernschlag der Libelle. Wie jeder süddeutsche PS-Bolzen hat auch der Cayman einen Sportknopf: Die Porsches haben das "Reinknüppeln" der Gänge knapp vor dem roten Bereich noch etwas dramatisiert, weil es jedes Mal eine leichte Gnackwatsche setzt. Mit dem Paket (Aufpreis: 923 Euro bis 1268 Euro, je nach Version) kann auch ein "Rennstart" vom Computer besorgt werden: Hochdrehen auf 7500, die Kupplung lässt leichten Schlupf zu und dann ist man schneller auf hundert, als dass man "Walter Röhrl" sagen kann (angeblich: 4,9 s).

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Zurück zur Wirtschaftlichkeit. Die Porsche-Techniker brachten den Durchschnittsverbrauch des kleineren Motors laut Prospekt auf 8,9 Liter pro hundert Kilometer, den des größeren auf 9,2 Liter (beide Werte mit Doppelkupplung). In der Praxis werden schon mal 16 Liter daraus, wie erste Testkilometer zeigten. Dennoch wird die Alltagstauglichkeit von den Schwaben gepriesen, neben dem zumindest im Labor moderaten Durst gäbe es zwei Gepäcksräume. Behauptet wurde sogar, man bekommt hinter dem Gnack ein Paar Ski in den Wagen ("Sie ragen aber zwischen Fahrer und Beifahrer ins Cockpit").

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Ein kühner Porsche-Mann behauptete sogar, er könne ein Mountainbike reinpacken ("Zerlegt, wenn Sie auch die Pedale abmachen."). Wenn das kein Argument ist. (Leo Szemeliker/DER STANDARD/Automobil/4.12.2008)

Informationen:
www.porsche.at

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