Warschau - Der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski von der rechtsliberalen Bürgerplattform (PO) wird auch in den eigenen Reihen für seine harsche Kritik an den Kaczynski-Brüdern angegriffen. "Wir, die wir aus der Solidarnosc-Bewegung stammen, sollten mehr Respekt voreinander haben", sagte der PO-Abgeordnete Jaroslaw Gowin über Sikorski am Montag in einem Radiointerview.

Der Außenminister hatte am Wochenende bei den Feierlichkeiten zum 25. Jahrestag der Verleihung des Friedens-Nobelpreises an Lech Walesa erklärt, der Geehrte solle sich "nicht zu Herzen nehmen, was moralische Zwerge heute von sich geben". Diese Worte waren auf Präsident Lech Kaczynski und seinen Bruder, den Oppositionsführer Jaroslaw Kaczynski, gemünzt, die Walesas Einladung nach Gdansk (Danzig) nicht gefolgt waren.

"Manchmal übertreiben wir doch"

Wenn diejenigen, die aus der Solidarnosc-Bewegung - erste freie Gewerkschaft im Ostblock, von Walesa gegründet - der 80er Jahre stammen, sich "weiterhin mit Dreck bewerfen", werde sich die Gesellschaft von ihnen abwenden, kommentierte Gowin die Äußerung Sikorskis. Auch Walesa distanzierte sich von Sikorski. "Jeder von uns versucht, nicht zu übertreiben, aber manchmal übertreiben wir doch", meinte der Ex-Präsident zu der Äußerung des Außenministers.

Lech und Jaroslaw Kaczynski waren den Feierlichkeiten ferngeblieben, weil sie seit Jahren mit dem Nobelpreisträger im Streit liegen. Sie werfen ihm vor, nach 1989 alte kommunistische Seilschaften gestützt und von ihnen profitiert zu haben. Politiker der Regierungsparteien kritisieren indes die Abwesenheit der Kaczynski-Brüder. Der Fraktionsvorsitzende der gemäßigten Bauernpartei PSL, Stanislaw Zelichowski, warf dem Präsidenten "Engstirnigkeit" vor. (APA)