Stefan Uttenthalers Forschungsobjekte sind 30.000 Lichtjahre von der Erde entfernt.

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Manchmal sei es schon ein bisschen frustrierend, dass seine Forschungsobjekte so weit entfernt und so wenig greifbar sind, sagt Stefan Uttenthaler. Immerhin sind die Roten Riesen - sonnenähnliche Sterne in einem späten Entwicklungsstadium -, die er erforscht, etwa 30.000 Lichtjahre von der Erde entfernt. "Als Astronom muss man sich damit abfinden, seinen Forschungsgegenstand nur aus der Ferne zu beobachten. Und auch damit, dass man nur langsam Fortschritte machen kann."

Für seine Dissertation, die eben mit einem von 33 "Awards of Excellence" des Wissenschaftsministeriums ausgezeichnet wurde, hat der 30-Jährige die Spektren von 27 Roten Riesen im Bulge, der zentralen Verdichtung unserer Galaxis, untersucht, um mehr über die Entstehung von Elementen bzw. Mischvorgänge im Inneren der Sterne herauszufinden.

Die roten Riesensterne erzeugen durch Kernfusionen neue, immer schwerere Elemente. Als Indikatoren für diese Prozesse, die Nukleosynthese genannt werden, dienen chemische Schlüsselelemente. Deren Vorkommen und Häufigkeit kann anhand von Lichtspektren der jeweiligen Sterne festgestellt werden, da jedes Element Energie einer ganz bestimmten Wellenlänge abgibt. Stefan Uttenthaler interessierte sich vor allem für Technetium, ein Element, das nur radioaktive Isotope besitzt, auf der Erde in seiner Reinform gar nicht und auch in Roten Riesen nur in einem ganz bestimmten Entwicklungsstadium vorkommt.

"Bei diesen Kernprozessen gibt der Stern einen großen Teil seiner Hülle an den Weltraum ab", erklärt Uttenthaler. "So reichern sich Gaswolken mit schweren Metallen an, wodurch wiederum neue Sterne und Sternsysteme entstehen können." Durch die Beobachtung des Zustands und der Entwicklung von Roten Riesen könnten somit nicht nur Erkenntnisse über die Zukunft der Sonne, sondern auch über den kosmischen Materiezyklus gewonnen werden, erklärt Uttenthaler, der mit zwölf Jahren sein erstes Fernrohr kaufte und mit 15 dem Astronomischen Klub Salzkammergut, unweit seines Heimatorts Geboltskirchen in Oberösterreich, beitrat.

Die Daten für seine Arbeit lieferten zwei Spektografen am Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile. Uttenthaler selbst hat im Rahmen eines Stipendiums zwei Jahre in der ESO-Zentrale in München gearbeitet - "ein Traum", wie er sagt. Seit einem Jahr ist er am Institut für Astronomie der belgischen Universität Leuven beschäftigt, wo er unter anderem eine Vortragsreihe für das bevorstehende Jahr der Astronomie 2009 organisiert.

"In der Wissenschaft muss man bereit sein, Wanderjahre in Kauf zu nehmen", meint Uttenthaler, der vorhat, beizeiten nach Österreich oder zur ESO zurückzukehren. Wegen besserer Jobaussichten hat er neben Astronomie auch Physik an der Uni Wien studiert, wo er mit Wittgenstein-Preisträger Markus Arndt gearbeitet und bei Anton Zeilinger seine Diplomprüfung abgelegt hat.

Seine Leidenschaft war aber immer die Astronomie - auch die für jeden sichtbare: Für eine totale Sonnenfinsternis reiste er 2006 extra in die Türkei. (Karin Krichmayr/DER STANDARD, Printausgabe, 10.12.2008)