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Bild aus besseren Tagen: Das nun um- wie zerstrittene ORF-Management nach der Wahl 2006 (mit Stiftungsratschef Pekarek (4. v.li.)

Foto: AP/Zak

Die Geschäftsergebnisse des ORF von 1997 bis 2013.

Grafik: STANDARD

Die Deadline für die Gehaltsverhandlungen im ORF: Heute, Donnerstag, 8.30 Uhr, wenn der Finanzausschuss des Stiftungsrats zusammentritt. Von ihrem Ausgang hing maßgeblich ab, ob ORF-General Alexander Wrabetz sein Budget für 2009 durchbringt.

Betriebsräte und ORF-Führung einigten sich Mittwochabend praktisch. 3,9 Prozent Gehaltsanpassung hatten die Belegschaft gefordert, General Wrabetz bot 3,4 - aber zum Gutteil nur als Einmalzahlung. In die Richtung ging es Mittwochnacht, mehr dazu hier.

"Frosch im Milchglas"

Die Einigung über die Lohnrunde ermöglicht Wrabetz eine Mehrheit im Stiftungsrat für das Budget 2009. Die SPÖ-Stiftungsräte stützten den Finanzplan, mit zumindest Betriebsräten und Unabhängigen im obersten ORF-Gremium sollte es sich ausgehen.

Einer dieser Unabhängigen im Rat ist Caritas-Chef Franz Küberl. Der fühlte sich „wie ein Frosch im Milchglas" beim Versuch, die Masse der vorgelegten Finanzdaten, Sparpläne und dergleichen zu bewerten: „Strampeln, bis die Milch fest wird." Bewerten nämlich ohne grundlegende Klarstellung, „wozu wir in Zukunft da sind". Wir meint den ORF. Küberls Froschperspektive aber fürs Budget: „Die Milch wird fester." Da zeichnete sich ein Gehaltsabschluss schon ab. Im Hintergrund erinnerte die SPÖ die ablehnende ÖVP an die neue (Regierungs-)Zusammenarbeit.

Ungeniert forderte BZÖ-Generalsekretär Martin Strutz, Stiftungsratschef Klaus Pekarek „muss" im Interesse Kärntens (das ihn entsandte) gegen das Budget stimmen. Pekarek zum STANDARD: „Ich übe meine Funktion weiterhin jenseits aller Parteipolitik aus."

Kandidaten-Raten

Auch wenn Wrabetz sein Budget 2009 durchbringt: Sein Job und der seiner Direktoren wirkt weiter unsicher. Personalfragen seien Donnerstag kein Thema im Stiftungsrat, erwarten wesentliche Mitglieder des Stiftungsrat.

Eine neue Führung dürfte eher die für 2009 erwartete Änderung des ORF-Gesetzes nach Abschluss des EU-Wettbewerbsverfahrens bringen. Heftig werden Kandidaten für die ORF-Spitze kolportiert. Weiterhin hoch im Kurs: Der ehemalige ORF-Chef und heutige Boss der RTL Group Gerhard Zeiler. Der Wiener kann ausnehmend gut mit "Krone"-Chef Hans Dichand, und der noch besser mit dem Kanzler. Bogdan Roscic, heute Boss des Klassik-Labels Decca und früher Ö3-Chef, kursiert für das Direktorium. Roscic: "Das ist ein wiederkehrendes Phaenomen, und auch diesmal weiß ich nicht, wem/was ich die Ehre verdanke."

60 Gebührenmillionen

Knapp vor dem Stiftungsrat lieferte Wrabetz Details zu seinen Finanzplänen. 40 bis 60 Gebührenmillionen drohen ihm zu entgehen, weil das Verwaltungsgericht entschied: Nur wer ORF technisch empfangen kann, muss Programmentgelt zahlen. Bis zu 300.000 Haushalte beträfe das. Das (sonst ORF-Wünschen derzeit abholde) Kanzleramt plant, das Gesetz zu ändern, um das zu verhindern. (Harald Fidler, DER STANDARD; Printausgabe, 11.12.2008)