Foto: Hoanzl

Österreichs derzeit wichtigster Rocker trägt den schönen Namen Franz Adrian Wenzl. Der heimischen Trendjugend dürfte der 32-jährige Oberösterreicher als Sänger der im Underground geliebten, fantastischen Schlechte-Laune-Band Kreisky und ihrem 2007 bei Hoanzl erschienenen namenlosen Debüt bekannt sein (Hit: Wo Woman Ist Da Ist Auch Cry) - der breiteren Bevölkerung in Landdiscos und Gasthäusern hauptsächlich unter dem Pseudonym: Austrofred (Superhit: Eich Dodln Gib I Gas).

Als mieselsüchtige Version Freddie Mercurys rockt er die Provinz seit einigen Jahren zu den Klängen alter Queen-Hits mit darübergelegten Texten von Austropop-Klassikern wie I Lieg Am Ruckn oder Jö Schau. Ein Fitness-Video, der Spielfilm Giving Gas!, die 2006 erschienene "Autobiografie" Alpenkönig Und Menschenfeind und ab sofort sein zum Brüllen komisches, im Czernin-Verlag erschienenes Internet-Tagebuch "Ich Rechne Noch In Schilling" stellen zusätzlich eines unter Beweis: Wenzl ist mit dieser komischen Figur eine Verdichtung der nicht so wahnsinnig sympathischen österreichischen Mentalität gelungen, wie man sie lange suchen muss. Dabei wollte Wenzl eigentlich nicht jahrelang in karierte Ganzkörperstrumpfhosen und gelbe Knautschlackjacken schlüpfen, sich einen Schnurrbart aufkleben, um das geneigte Publikum mit windschiefem Gesang und größenwahnsinnigen Zwischenansagen zu bestrafen.

Franz Adrian Wenzl: "Vom Musikgeschmack her hatte ich eine eher schwierige Jugend. Wie das halt so ist, wenn man aus der Pampa kommt. Mir hat damals keiner gesagt, dass Queen oder Yes schon wieder out sind. Wenigstens kam dann bald Prince dazu. Den liebe ich bis heute. Austrofred war schließlich die Schnapsidee to end all Schnapsideen: Freddie Mercury auf österreichisch! Und vorhandene Austropop-Texte waren schneller zu kriegen, als selber welche zu schreiben. Ich wollte es ja auch nur ein Mal auf einem Festl machen."

Aus dem einen Fest ist längst eines von mehreren künstlerischen Standbeinen geworden. Man muss als Superstar im Westentaschenformat allerdings durch einiges durch: "Den letzten Schritt verweigern und nicht in Dorfdiscos zu spielen, wäre feig. Davon lebt ja das Image des Austrofred. Letztes Wochenende bin ich mit Eiswürfeln beschossen worden, und einer wollte mir das Mikrofon wegnehmen und mir eine reißen. Dem musste ich einen Spitz geben, ha ha! Das gehört dazu. Es waren aber auch Leute dort, denen es gefallen hat!"

Aus Minderwertigkeitsgefühlen geborener Größenwahn, der Bauer in der großen weiten Welt. Neid, Missgunst, Rock 'n' Roll. Und ein ganz klein wenig Liebe zum Leben. Das zeichnet auch sein dank schwarzer Anzüge zumindest seriöser gekleidetes Quartett Kreisky aus.

Franz Adrian Wenzl: "Ich mache vom Zugang her keine Unterschiede bei meinen Aktivitäten. Und ich würde mich eher als Künstler denn als Musiker bezeichnen - weil ich kann ja eigentlich nichts! Es geht um einen Mix von Hirnschmalz und Ironie in verschiedenen Abstufungen. Vor allem aber geht es um Ekstase. Die Leute glauben, Austrofred sei die Kunstfigur und Kreisky die "authentischen", "ehrlichen" Musiker. Blödsinn! Gegenüber denen hat der Austrofred einen entscheidenden Authentizitätsvorteil. Weil er die österreichische Mentalität tief in sich drinnen trägt. Man muss da nicht aufpassen, ob das jetzt gerade musikalisch hip ist oder nicht. Der ist so, wie er ist. Er ist der Champion. Der muss sich nix scheißen und keine Rücksicht nehmen auf Sensibilitäten und Moden."

Ein weiteres Kriterium bei Wenzls Projekten muss erwähnt werden: "Wenn man am Land in den 80er-Jahren noch nie etwas Cooles gesehen und nur davon gelesen hat, macht man das aus seiner Vorstellung heraus nach. Daraus entstehen Missverständnisse und Übersetzungsfehler. Im Pop finde ich die am wichtigsten!"

Austrofred sagt: Gib den Leuten, was sie wollen. Kreisky sagen: Gib den Leuten, was sie verdienen.

Wenzl: "Ja, und umgekehrt. Die Leute wollen beschimpft werden! Austrofred ist eine selffullfilling prophecy. Er behauptet, er sei ein Star. Dann kommen Leute, die behaupten, sie seien Fans. Und irgendwann stimmt das."

Zusätzlich zu seiner neuen Aufgabe als Sänger des Electronic-Disco-Projekts King Of Japan und dem Album Future Of Mankind folgt im März eine neue CD von Kreisky. Arbeitstitel: Meine Schuld, meine Schuld, meine große Schuld. Es wird eine "katholische Arbeit" werden.

Wenzl: "Ich wollte einmal solo ein Konzeptalbum über den Heiligen Augustinus machen, da ist etwas hängengeblieben." Es gehe auch um das Leid junger, weißer privilegierter Männer: "Jedes Lied eine einzige Tirade! Ein befreiender Spaß." (Christian Schachinger / DER STANDARD, Printausgabe, 12.12.2008)