Rollern mit Stil: Helm und Gerät im Partnerlook, eine Sonderlackierung der Vespa 125 S.

Foto: Piaggio

Wien - Der wahre Härtetest liegt noch vor der kleinen Italienerin, die Sonderprüfung, quasi: Schnee. Aber ich weiß, das ist ihr Element.

Unser stets einspurig mobiler Fotograf Robert Newald steigt winters von dicken BMWs auf Vespa um. Mit meiner Vespa 50 Special bin ich die harten Klosterneuburger Kaltphasen durchgefahren. Es gibt bekanntlich kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. Und: Roller sind womöglich die Pistenraupen unter den Zweirädern, innerstädtisch betrachtet jedenfalls.

An die 50 Special erinnert die 125 S, die wir für einen Winterdauertest ausgefasst haben. Der eckige Scheinwerfer lehnt sich an die trapezförmige Leuchte der Special und der 150 Sprint an, die winters in meiner Garage steht. Mit 30 Jahren auf dem blechernen Buckel ist man etwas wetterfühliger.

Hier liegt auch mein größtes Handlingproblem mit der 125 S: Die vier Gänge der Sprint schaltet man von Hand. Bei der S liegt zwischen Motor und Hinterrad, Neurollerfahrer schreckt das nicht, eine Fliehkraftkupplung. Die reagiert zögerlich.

Mehr Fliehkraft, bitte

Also flitzt man wie gewohnt in der Rotphase zwischen den Autoschlangen in die Pole-Position. Mit der 125 S heißt es aber vorglühen: Wer den Einzylinder nicht bei Rot auf Touren bringt, hält bei Grün die Partie ein, zwei (für den Blutdruck der Autofahrer im Rücken entscheidende) Sekunden auf.

Ein Griff in die traditionell üppig bestückte Tuningkiste hilft: Malossi (Vespafahrer erinnern hier gerührt) liefert dem Vernehmen nach bissigere Kupplungen. Nicht ganz im Sinne des TÜV, aber das sind die Teile von Malossi und Co ohnehin selten.

Einmal in Schwung, reichen die 7,65 Kilowatt absolut für zügige Stadtquerungen. Sie müssen nur 120 Kilo (ohne Fahrer) bewegen. 90 km/h lassen sich schaffen, und wer Schwung mitnimmt, ist auch nach der Kurve mit dabei. Das S-Fahrwerk zeigt beim Abbiegen leider überdeutlich, wie marod jenes meiner Sprint ist.

Über Jahrzehnte unverändert prachtvoll: die Transportkapazität. 36 fette Medienlexika passen locker hinter die Blechschürze.

Warte jetzt auf den ersten Schnee. Bleiben Sie dran. (Harald Fidler/DER STANDARD/Automobil/12.12.2008)